Frohnau
4.1. Die Augen sich weder öffnen noch schließen lassen.
5.1. Morgens waren mir die Haare im warmen Außenbecken auf dem Kopf festgefroren!
Viele alte Männer hingen wie die Walrösser vor den Düsen bis zur Nase im Wasser und lugten neugierig umher. Dazu einige Kleinkinder. Wieder mußte ich nackt unter der Dusche eine fremde Frau fragen, ob sie mir was Schampoon mit gibt von ihrem, da ich meins vergessen hatte. Man wartet, bis sie ihre Flasche aufmacht, geht leicht gebückt heran, verneigt sich nackt vor der Nackten und sagt etwa: Es ist mir sehr unangenehm, aber könnten Sie mir vielleicht ein bißchen Schampoo mitgeben? Ich habe meines leider vergessen. Dann sagt sie: Natürlich, kein Problem. Dann hält man die Hand auf und sie drückt auf die Flasche, ein Klecks fällt in die Hand, man verbeugt sich nochmal knapp, bedankt sich nochmal vielmals und geht erleichtert wieder zur eigenen Dusche. [Wenn die jetzt „nein“ gesagt hätte, was dann?]
Beim Rausgehen nochmal kurz bedanken.
Am 5. Januar 2010 um 00:50 Uhr
Verzähle er doch weiter, Herr Urian.
Am 5. Januar 2010 um 09:04 Uhr
Folgendermaßen. Gestern saß im Zug eine ca. 70jährige Rothaarige neben mir, die stark nach Patschouli roch und sich die Süddeutsche Zeitung 5 cm vors Gesicht hielt. Sie las an einem Artikel über Guantanamo ca. 3 Stunden. Man weiß immer nicht, ob man lachen oder weinen soll.
In Nürnberg mußten die nReisenden ohne Angabe von Gründen den Zug verlassen und mit einem anderen weiterfahren, der in 20 Minuten käme. Ich setzte mich aus Fratz in die erste Klasse. Ich habe ein Ehepaar aus Leipzig kennengelernt, das nach Bangkok fliegen will. Die Reise hatten sie schon vor über einem Jahr gebucht und das ganze Jahr beide durchgearbeitet, die Kinder seien groß. Sie koste nur 1060 Euro. – Für einen? – Nein, für beide. 14 Tage, danach hatten sie noch eine Woche Urlaub eingeplant, weil sie denken, daß sie krank würden wenn sie zurückkommen in die Kälte. Leider habe ich nicht gefragt, was sie machen, sie hätten es sicher gesagt. Vor zwei Jahren waren sie in Hongkong, da wäre es 97 % Luftfeuchtigkeit gewesen. Er schwitze eh sehr stark, da noch stärker. Aber er vertrage es besser, als die trockene Hitze von Ägypten. Sie hatten in München noch 4 Stunden Auffenthalt bis zum Abflug, wollten dennoch sicherheitshalber sofort zum Flughafen fahren. Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, warum solche Leute an solche Orte fahren, umgeben von so vielen dünnen kleinen ihnen völlig Unähnlichen dienstleistenden Menschen. Sie waren nicht unangenehm, es waren so ärmere dickere Ostbürger um 60, vielleicht auch erst 50. Sie waren im Grunde sympathisch und trotzdem war mir die Vorstellung ein Greul. Ich dachte wahrscheinlich an Sex-Massagen, lächelnde 11jährige, Houellebeqc und Tsnunami, alles gleichzeitig. – Hier liegt kaum Schnee. Gleich fahre ich ins Schwimmbad, es hat ein warmes Außenbecken mit allerlei Funktionen. Vielleicht kaufe ich mir vorher beim Karstadt ein paar Badeschlappen. Um 11 kommen die Erstsemester.
Sie sollten sich über Weihnachten was überlegen. Ich habe Angst, etwas kritisieren zu müssen. Ich weiß nicht, wie es hilfreich wäre. Aufgrund welcher Gründe? Vor dem Hintergrund welcher Bewertungsgrundlage? Wenn ich nur davon ausginge, was ich selbst gut finde, was ich natürlich am liebsten täte und mir das Richtigste schiene, kann ich aber gleich einpacken.
Verstehst Du?
Der Lehrer Adam aus der Märchenbraut
[ich hatte mich über Weihnachten so weit in die Materie hineingesteigert, daß ich meinte, ALLES sei Indoktrination. Schon die nichtmal geäußerte Vorliebe ist Indoktrination.]
Am 5. Januar 2010 um 13:12 Uhr
ich weiß ganz genau, warum ich morgen dahin fliege, wo ich hin fliege, ich schau schon seit tagen auf wetteronline auf diese kaum bewolkte sonne. weil es ja eine lüge ist, wenn man brasilien sagt, man sich der sonne nie nicht erwehren könne. und weil, wenns sonnig, immer diese autovolle stadt drumbrumm, und recht eigentlich, wo man lebt sowieso nie urlaub sein kann, was wiederum auch ein segen ist. denn urlaub, das ist nicht jedem gegeben, und wohl auch nicht angestrebt, eher eine idee von nicht immer das machen müssen, was man eh nicht macht, und das dann mit einpacken für den urlaub, den man dann auch nicht wirklich macht. vorgeblichkeit ist das dazwischen der halbherzigen, die an ganzen koffern zu tragen haben.
Am 5. Januar 2010 um 20:05 Uhr
In Urlaub fahren ist schön. Einmal war ich im Januar auf Grand Canaria.
Hier in dem benachbarten Mitarbeiterraum hört jemand jetzt zum dritten Mal ein ausgesprochen widerliches Lied, ein regelrechtes Machwerk und stampft dabei mit dem Fuß. Das Lied ist sehr bekannt, aber ich weiß nicht von wem und würde es ohne Internet niemals herausfinden. Toto, Foreigner, Magnum – alles ist möglich. Ich gebe die Zeile ein, die ich verstehe, schon ist heraus: Jim Diamond, I Should Have Known Better, 1984. Ich gehe jetzt auf den Flur nachsehen, wie der Mitarbeiter heißt und werde es dann nicht hier hin schreiben, sondern in seine Akte und alles Nötige veranlassen.
Am 5. Januar 2010 um 20:24 Uhr
Jetzt hört er Trio! Damit habe ich nicht gerechnet. Wahrscheinlich hat er schon alles gelesen und versucht nun, die Scharte auszuwetzen.
Am 5. Januar 2010 um 21:35 Uhr
wenn er mit duran duran wild boys weiter macht, dann nimm die direkte dienstaufsichtsbeschwerde. ich frag mich, hätte kant anders über zeit nachgedacht, hätte er gewusst, was radiostationen ihrem wesen nach sind: die leugner des zeitverstreichens.
walking in senfness und remember the pommes you made, berlin, radio paradiso, wo bleibt radio fsk für berliner.
Am 5. Januar 2010 um 21:52 Uhr
Wer weiß, wen er schon alles versaut hat mit seinen unseligen Neigungen.
Ich glaube Radio FSK für Berliner ist hier http://www.maknete.org/player/index.html
ich höre gerne das Radio http://www.wfmu.org/ aber eigentlich selten
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Jetzt hört er Klaus Hoffmann. Ich sollte es nicht zugeben, daß ich das früher auch gern gehört habe. Ich habe mir Klaus Hoffmann Cassetten aus der Stadtbücherei Wiehl ausgeliehen. Trotzdem hoffe ich, daß der Mann bald geht, denn die Wände sind sehr dünn. Ich glaube, nur eine Lage Rigips.
Der Name „Rigips“ setzt sich zusammen aus „Riga“ und „Gips“ (in Riga war 1938 das erste Gipskarton-Werk in Europa entstanden). Klaus Hoffmann aber begann seine Laufbahn als Liedermacher Ende der 1960er Jahre in Szenekneipen in Berlin. 1968 unternahm er eine Reise nach Afghanistan und begann 1970 eine Schauspielausbildung an der Max-Reinhardt-Schule in Berlin.
Was bleibt? (1976) und Was fang ich an in dieser Stadt (1978) lieh ich mir. Alles nur geliehen ()
22:22 Der Mann schließt ab und geht fort.
Am 5. Januar 2010 um 23:35 Uhr
hier
http://faz-community.faz.net/blogs/pop/archive/2010/01/05/der-junge-der-nicht-tocotronic-war-oder-eine-geschichte-aus-den-neunziger-jahren.aspx
Am 6. Januar 2010 um 09:36 Uhr
Heute ist Feiertag. Es ist ganz ruhig. Auf der Straße zieht ein Mann einen Christbaum über das Pflaster.
Am 6. Januar 2010 um 23:16 Uhr
Am Abend habe ich bei Saalfeld ein großes Tier mit dem Zug überfahren.
#Halt auf freier Strecke
#Seeleimschatten
#kleineknastkerze
#Rosette verlöten
Am 7. Januar 2010 um 15:22 Uhr
solange deine arme Mutter noch lachen kann über den ausgelaufenen Urin aus dem Marmeladenglas, habe ich selbst auch noch Hoffnung auf ein gutes Ende von allem!
andererseits könnte ich aber hier auch ohne weiters zuschneien und nie mehr
nie mehr!
Am 8. Januar 2010 um 00:26 Uhr
Einmal sagte man, ich könne mir das Leben doch auch vorstellen wie einen reichgedeckten Tisch voller Gaben und einfach auf das zugehen und nehmen, was ich haben möchte. – Da habe ich allerdings sehr gelacht, weil mir die Vorstellung so fremdartig und unnatürlich war.
Es wäre natürlich schön wenn es etwas gäbe, was man sähe und dann auch wollte, dies dann forderte und auch noch bekäme. Wie unwahrscheinlich aber ist hiervon doch schon die erste Stufe!
Die einen haben die Sehnsucht nach dem Einen, die anderen, die vielleicht auch nicht so gern alleine sind, nehmen halt die, die da sind, mit denen es irgendwie und zeitweise geht. Ist ja voll okay.
Wir verlangen nicht von jedem ALLES, aber von uns selbst (leider) schon.
Am 8. Januar 2010 um 10:51 Uhr
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The series will conclude when the 1.000.000th manuscript is published.
Am 8. Januar 2010 um 19:46 Uhr
Heute war nichts.
Gut war eben nur: klopft es bei Frau K., sie ruft von drinnen „Ja?“ und der draußen steht antwortet: „Der Tod.“
Wahrscheinlich ihr Sohn, der sympathische Satanist.
Am 9. Januar 2010 um 12:41 Uhr
4AD3DCD