Es liebt dich und deine Körperlichkeit ein Ausgeflippter
Im Aldi stand eine sogenannte Zigeunerin beim Waschmittel und fragte mich, wieviel die Tandil-Tabs kosten und ob sie gut seien. Ich las: Zwei neunundachzig. – Fast drei Euro? – Ja. – Zu teuer, oder? – Och, nö. Ich glaub nicht. Dann sagte sie: langes Leben. – Wer, ich? – Ja. Langes Leben. Gutes Herz. – Danke. – Sie zeigte auf ihre Augen dann auf meine: Streß! Viel Angst. Immer zuviel denken. Erste Liebe gut. – Erste Liebe gut? – Ja, erste Liebe gut. Stimmt? Du wünscht was. Ja? – Ach. Och. und dann verstand ich sie nicht gut, wollte mich aber nicht zu sehr herabbeugen weil ich dachte, die beklaut mich dann. Wo käme ich her, sie käme aus Wien, ich sei eine gute Frau, aber viele Feinde. Ich bräuchte ein Kraut, das soll ich in der linken Hand halten oder aufs Herz halten, Marienwurzel oder Mariannenwurzel. Bald käme eine Überraschung, eine Reise, gute Nachrichten. Immer viel Angst, die ich nicht zu haben bräuchte, da alles gut würde, wie nochmal geboren. Ob ich das verstünde. Wieviel Geld ich ihr geben könnte für die Marien- oder Mariannenwurzel. – Ja, nicht viel. – Manche nähmen hundert Euro. – Ja, nee, ich wolle ihr jetzt eins fünfzig geben. Und ging dann zur Kühltheke, sie hatte wohl die Wurzel jetzt nicht mit. Dann kam sie nach und sagte, ich möchte ihr ein preiswertes Stück Käse suchen. – Gouda mittelalt? 2, 86? – Zu teuer. – Ich sagte noch, sie soll kein Randstück nehmen. Sie solle sich hüten. Nimm kein Randstück. Hüte dich! – Aber es war zu spät.
Am 17. Mai 2008 um 22:05 Uhr
also die adige – die durch das vinschgau fließt und durch meran, die auf deutsch heißt ja ETSCH, und da war s mir dann so grandmasterflashig – don t push me cause i m close to the etsch – und das flüsschen aber ausnehmend munter, auch aufgrund des schmelzwassers, das die hänge herunterrannte, und dann saßen wir im café darling, das war direkt am ufer, und ich dachte, ach die etsch, so laut, man versteht sich kaum, und dann – dass es aber auch schön ist, so einen bewegten rand zu haben, so eine fließende kante, so eine edge im fluss eben. aber das ist freilich mit käs nicht zu vergleichn.
ps: marienwurzel ist baldrian. mariannenwurzel kennsch nüsch.
Am 18. Mai 2008 um 11:22 Uhr
ich hatte mir weiß Gott was Tolles unter Marienwurzel vorgestellt, jetzt ist es nur Baldrian, Katzenkraut. Katzengold
Am 18. Mai 2008 um 13:03 Uhr
aber ganz was tolles ist das kleine blaue döschen, wasde bei mir auffem schreibtisch vergessen hast, das schmier ich mir jetzt immer auffi, die wirkung ist enorm!
hzl die m (vielleicht wars ja doch mariannenwurzel – könnt doch sein…)
Am 18. Mai 2008 um 19:14 Uhr
In dem kleinen blauen Döschen ist das Schmieröl für den neu entdeckten Pulsar. Ich sage dir besser nicht, woraus ich es gemacht habe
Am 18. Mai 2008 um 23:37 Uhr
Dreifaltigkeitssonntag, sehr interessanter Gottesdienst aus dem Eichsfeld; das sich sofort selbst entlarvende Christentum sobald seine corporate player Erklärungen abgeben. Ich könnte einen ganzen Kasten Bier trinken. Das werde ich hiermit auch tun. Kritik der Kritik der Selbstkritik. Auch da war das Leben noch einfach, bzw. eine gute Ausstellung gewesen. – In Wahrheit war das Leben nie einfach gewesen und wird es auch hoffentlich nie sein. Das aussprechen, das auch meinen, Herr Kaleun. – Wenn der Kasten Bier ausgetrunken ist ist natürlich MANN/FRAU, vonhundert Kunstblog usw. allesegal, alles schmeißt man zurecht durcheinander und behält nur das, was man behalten will. – eh.
Am 19. Mai 2008 um 00:23 Uhr
Hanging out Second Avenue, eating chicken vindaloo, I just wanna have somthin to do, to-night, to-ni-ght, to-night. Dann stand ein Paar regungslos, eine Frau hatte eine Leine in der Hand, ich sah aber keinen Hund, nur eine Amsel. Alle drei regungslos, die Amsel, der Mann und die Frau. Eine dünne Leine. Da haben die eine Amsel an der Leine, dachte ich beim Vorbeilaufen. Aber paar Schritte weiter saß da ein dünner Hund in Kackstellung zitternd hinter einem Baum. Die WElt ist nämlich so schön.
Am 20. Mai 2008 um 18:09 Uhr
Mensch, das ist mir auch schon passiert. Mir wurde auch Ähnliches konstatiert anhand Lippen, Hände, Stirn, genaueres weiß ich leider nicht mehr. Ich versuche seit gestern krampfthaft mich daran zu erinnern, wann und wo das war. Das einzige was ich erinnere, sind große silberne Mülltonnen, und plötzlich bin ich mir mit dem Silber auch nicht mehr sicher.
Hier gibts an jeder zweiten Häuserecke eine Psychic Reader Praxis, das verstehe ich nicht. Auch ist alles Essbare zu süß. Das verstehe ich wohl, da es zum Prinzip der Infantilisierung der Gesellschaft gehört, das unübersehbar regiert.
Am 21. Mai 2008 um 01:51 Uhr
Pretzel, Erzähle sie mir mehr aus Amerika. Auch Gruß an deinen Freund. Was macht ihr so
Die Zigeunerinnen sagen wahrscheinlich allen so ziemlich dasselbe, wenn sie „kurzes Leben! schlechtes Herz! hat alles keinen Zweck!“ sagen würden, kämen sie wahrscheinlich nicht sehr weit.
Am 21. Mai 2008 um 02:13 Uhr
oha. aha. oho. aha. oho. aha. de welt ist schon schön, aber sie denkt nich immer dran, mir zu sagn, dasss sies iss. die sau. die liebe. und schöne. aller, aller. und. und.
Am 21. Mai 2008 um 02:27 Uhr
Ich war gestern so tot und wußte nicht warum und heute so froh und weiß auch nicht richtig warum.
Am 21. Mai 2008 um 13:20 Uhr
– Wenn es doch nicht immer so kippte!!
– Stellen Sie sich vor wie es wäre wenn es nicht kippte!
Am 22. Mai 2008 um 01:01 Uhr
wenn es also nicht kippte? das paradies, oder sein flugses gegenteil? ja, was wäre dann, exzellente frage, frau prof. dr.dr.dr. admin – da habe ich nicht sogleich eine antwort parat. wenn es nicht kippte, dann wüsst ich vielleicht nichtmal das kippen jemals infrage käm, oder gekommen wär, dann wär ich ja (so besehen) stumpf und freundlich.
andre sache: ich muss freitag früh nach minsk. bin mir sicher, dass das ne falle ist. sonntag um 3:30 werd ich wieder abgeholt und zum flugi nach vilnius gebrungigerd. ditt iss doch ne falle, oder? oder? oder? in jedem fall würd ich lieber länger leben als mit grad mal 39 auffa fahrt zwischen minsk und vilnius nachts um viere inna dreckskarre zu verenden, annem baum zB – also – da sei gott vor. danke. ehre sei auch. genau.
Am 22. Mai 2008 um 01:06 Uhr
meine ängstlichkeit iss ehrlichgesacht größer als neufundland, und ich frag mich auch ob künstlis oder dichterichterichtis immer so … also .. mitmachen… immer mitmachen… also. mein lebtag mach ich hier mit, also ich find ja, für so ein höllentrip in lukaschenkos gagaklitsche mit abfahrt um halb drei sind 400 öre NÜSCHT, also, ich würd denen ja gradzu 400 öre zahln, wenn ich zuhaus bleiben könnt, und wenn mich der fahrer dann umbringt auf dem weg von minsk nach vilnius, dann würd ich doch jetzt sagen, dass 400 öre echt billig sind für sagen wir mal (ich rauch ja nicht mehr) weitere 40 jahre leben!! jetzt wirds mir klar, ich muss sofort das goetheinstututuutuutut anrufen und ihnen sagen, dass ich nicht kommen kann, weil ich LEBEN WILL!!! weil ich jung bin und weiter leben WILL!! o! o! O! all die sachen die ich sagen und hören will!!! was mach ich nur – ich kann mich nicht begreiflich machen. IST DENN ANGST GRUND GENUG alles – ALLES – ALLES – abzusagen? ich konnt nicht kommen, ich hatte ein komisches gefühl?
Am 22. Mai 2008 um 10:08 Uhr
Guten Morgen. Goetheinstitut klingt doch aber verläßlich und – Minsk – letztlich – auch. Aber man muß sicher nicht mitmachen, was man nicht will. Hier zum Beispiel weiß nicht, was mich so stört. Es scheint quasi alles präsentiert, was es grade so gibt und es läßt mich so unberührt, ratlos, leer, traurig, stumpf, ich hab gar keine Lust, irgendwo reinzugehen und waisz nit woran es liegt. Ob man nicht doch überzogene Vorstellungen hat oder was, wie solls denn sein? (hier ist wieder der hohe Bildschirm und ich habe Fleischwurst gegessen. Damit beschmiere ich jetzt die Glasplatte. Und dann werde ich hochgehen. Das wollen wir doch mal sehen.) Die dümmsten Galeristen der Welt haben sich unterirdisch vervielfacht, man trifft immer die die man nicht treffen will und denkt: oh nein!. Die Feinen, die Anständigen bleiben zu Hause.
Am 22. Mai 2008 um 10:19 Uhr
Ich bewundere, daß du, A I, überall hinfahren kannst und da ansatzlos, aus dem Stand heraus VORLESEN kannst und dabei nicht jedesmal fast kaputtgehst.
Am 22. Mai 2008 um 14:24 Uhr
hab mich inzwischen beruhigt, was die nächtliche angstattacke angeht… ja, du hast recht. mitmachen. mitmachen. rubelrollen. rubelrollen. angsthier-angstda. das vorlesen ist genaugenommen das einfachste daran, schwieriger ist das, was man danach und davor sagen muss, der diplomatische rahmen. /// UND: manchmal ist eben doch das machen der größere spaß als das zeigen. nur dass man eben zeigen muss, wegen der miete. sonst würde machen ja auch langen. ///
Am 23. Mai 2008 um 19:20 Uhr
Amerika ist sehr süß, sehr freundlich, sehr naiv, sehr brutal wenn du mich fragst. Ist ja nichts Neues, aber wenn man dann mittendrin ist muß man doch kämpfen um Haltung zu bewahren. Mich macht zum Beispiel wahnsinnig, daß die sich immer entschuldigen, wenn sie mit einem Meter Platz dazwischen an einem vorbeigehen. Der Bedarf an körperlicher Distanz ist lächerlich hoch, dagegen die Zunge stets locker und einsatzbereit.
Am 24. Mai 2008 um 22:13 Uhr
Ich finde eigentlich gut, wenn fremde Leute körperlich Abstand halten, was sie hier ja gar nicht tun und nichts merken und sich daher auch nie entschuldigen. Ich habe mal gelesen, in GEOlino wahrscheinlich, daß in Indien 50 cm Abstand zum Nächsten als angemessen gilt, in Finnland 150 cm oder so. Im Penny-Markt am Weidenbach ca. 10 cm.
Am 25. Mai 2008 um 21:44 Uhr
ja das ist richtig, hier sind es so um die 2 Meter. in einem Gang im Supermarkt, der 2,5 Meter breit ist: schwierisch.
Anstrengend ist, daß man deshalb permanent kommunizieren muß, und wenn man die Floskeln nicht genauso automatisch abspulen kann wie die Einheimischen, muß man mit dem Kopf die ganze Zeit bei der Sache bzw nach Außen gerichtet bleiben. Immer wach, immer voll dabei, immer freundlich, immer nach Waschmittel duftende Klamotten. Naja, wir wohnen halt auch in Hollywood. In der Zeitung 6 Seiten Annoncen für plastic surgery. Das neuste Schrei: Vaginalverjüngung, ca 3000 $. oder Permanent Eye Colour Change (from brown to blue) 2900 $.
Natürlich ist das Gedränge und Gereibe zu Hause auch fürchterlich, diese rüden fühlerlosen Trampel machen mich auch verrückt, aber das hier ist irgendwie beunruhigend, weil phobisch und automatisiert. Ich weiß auch immer noch nicht mit dem how are you als Begrüßungsformel umzugehen, gerate jedesmal wieder ins Stottern.
Heute Abend sehen wir Terry Riley in der Walt Disney Philharmonie! Jippie!
Am 25. Mai 2008 um 23:03 Uhr
Ich sag immer: Thanks I´m fine. Fertig. Terry Riley hatte ich für eins der 55 Fall-Mitglieder gehalten.