Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt

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Antjes Oma ist gestorben. Der Prediger Etzel, Gelegenheitspastor aus dem Sauerland, hält die Trauerfeier auf evangelisch ab. Die Halle haben Jugendliche mittels moderner Schwammtechnik gestaltet. Grünliche Binderfarbe verläuft rechts und links der Stirnseite zu Gelb in der Mitte hin. Die Seitenwände und Türen sind orange, lila Punkte mit Schablone aufgesprüht. Die ganze Sache ist freundlich und zeitgemäß spirituell gemeint, aber die angestrebte Wirkung verfehlt, leicht bis mittelschwer vorbeigespackt.

Der Flug ins Licht der Auferstehung auf Tapete, graues PVC, Dieffenbachien und Fici Benjamini mit Kräuselkrankheit, der Sarg steht auf einem Möbel, auf diesem schimmernder Billigstretchsamtstoff. Hat auch einen Spezialnamen, Pannesamt?, ein beliebter Karnevalsstoff. Sarg aus Buche? keine Eiche, keine Kiefer, vielleicht Nuß. Ein Sarg aus lauter Haselnüssen.

Wir wären dann soweit und nun geht es auch los. Die Organistin setzt ein, der Prediger rauscht heran und verneigt sich vor der Toten.
Als Schlaganfallpatient schaut er mit dem rechten Auge strack geradeaus, mit dem linken schräg nach oben, fast hinter sich, – oje.
Ich versuche, ihm sehr fest nur in das rechte Auge zu schauen, weiß auch nicht, ob er mit dem anderen überhaupt was sieht. Er spricht den Namen der Gestorbenen aus wie ein Sauerländer, wie Müntefering, und das klingt sehr komisch, fremd, Wahnsinn… Dann der übliche Schmus und dann Psalm 90, einfallsloser, blöder, unpersönlicher gehts eigentlich kaum:

Ein Gebet des Mose, des Mannes Gottes. Herr, du bist unsre Zuflucht für und für. 2Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. 3Der du adie Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder! b 4Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache. 5dDu lässest sie dahinfahren wie einen Strom, sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sproßt, 6das am Morgen blüht und sproßt und des Abends welkt und verdorrt.

ah so. ist das. Aber es geht weiter. Mose, der hätte es auch nicht immer leicht gehabt auf seinem Weg, jaja, genau wie unsere liebe Verstorbene. Wenn ich das richtig verstanden habe. Schon wieder eine Parallele! Dieser Moses, liebe Trauergemeinde. Führte das Volk Israel durch die Wüste, vor 6000 Jahren.
Das muß man sich mal richtig auf der Zunge zergehen lassen, sich ruhig ein bißchen Zeit nehmen dafür.
Größerer Quatsch wird in der Irrenanstalt nämlich auch nicht erzählt.

Jesus Christus spricht: Keiner kommt zum Vater denn durch mich.

Schickt auch ein wenig Käse in die Ostzone

legt auch den ‚Fußnotenapparat für alternde Popnerds‘ und n paar Pommes dazu,

und geht bloß nicht in die Halle, wo der POETRY-SLAM gekocht und im WDR Sonntags abends ausgestrahlt wird. Ecki und ich rieben uns die trockenen Augen, ein Hase ganz aus Hasenkötteln? Wir konnten es nicht glauben. Wir hatten schon Furcht, es sei sicher sehr schlecht, aber so schlecht? und dann gewann auch noch der schlimmste Trottel von allen, ein Kind ein Kind ein Kind, die Stimme versiegt, flüstern und schreien, diese U30, ich habe Angst,

nicht so schön berührt auch von den vielen Schlafgeschichten in der FAS und unschön auch die Entblößung der E. Buschheuer in der SZ, ihr Scheitern in New York und ihrem jetzigen Leben in Leipzig. Wieso kann das ewige Ich beim einen so penetrant, beim anderen so nett und unterhaltsam sein (J. v. Westphalen), es liegt nicht an der Offenbarung selbst, glaube ich. Ich weiß nicht woran genau. Dialekte verschriftlichen ist auch so beliebt im Moment und auch keine Freude, gesprochene Sprache ist das Beste, aber aufgeschrieben geht es nicht, oder jedenfalls kann es kaum jemand so, das es geht und gut ist. Einfach abbilden tut ja keiner, vielleicht geht es auch nicht, Gott,
und der liebe WDR hat einen Kunstbegriff wie ein CDU-Wähler auf dem Lande, der sich für humorvoll hält, anno 1963 cirka. Das ist mir öfters schon mal aufgefallen!

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Jetzt bin ich auch noch Walser-Fan geworden, vielleicht geht es ja wieder weg.

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Quelle FAZ

„Walser wurde 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren, verlor früh seinen Vater und musste der Mutter in der Gastwirtschaft helfen. Mit zwölf Jahren schrieb er bereits Gedichte.“

Mensch, Genau wie ich!

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Wieso ist jetzt ab hier drunter alles kursiv? Versteh ich wieder nicht. Manchmal wird plötzlich alles fett, versteh ich auch nicht, keine Absicht dahinter!

21.3.2007, 1:07, Tag-und-Nacht-Gleiche

Schorsch Kamerun gewinnt den Hörspielpreis der Kriegsblinden
wieviele Kriegsblinde es wohl noch gibt? 3, 8? und wieviele davon wohl Schorsch Kamerun kennen,
Herzlichen Glückwunsch!

Im Media Markt gestern bin ich wie ein Ostler durch die Fernsehabteilung gegangen, wus? Sooo große Fernseher gibt´s bei eich? — enorm. Ich wollte mich mal informieren und sehen, was man mit einem DVB-T Receiver anfängt. Wollte aber keinen fragen, man kommt in so komische Rollen. Man ist plötzlich nicht mehr man selbst, sondern eine irgendwie komische ca. 40jährige Frau, die nicht ganz auf der Höhe des Geschehens ist. Das will man natürlich nicht sein. Gut, daß ich keinen Fernseher habe, wenn ich einen hätte, würde ich vielleicht gern Eins Festival empfangen, oder ZDFDoku oder Bayern Alpha.
Letztens sah ich Gesundheitsmagazin Praxis mit Hans Mohl von 1982, ich war regelrecht bedröhnt, bzw. elektrisiert, geflasht davon. Aber vielleicht legt sich das nach 3 mal, oder man wird so ein Doofi: kennst du noch Himbi? – Au, Himbi war lecker, aber besser war Grünofant. – ach ja! und Düsenjäger! und wie hieß das Eis mit dem Kaugummi unten drin, dieser Kegel da? — das weiß ich auch nie.

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