TESTINTERVIEW mit Christian Egger, Version 14.12.21

erschienen in der Zeitschrift ztscrpt, Nr. 37, Neology
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Beispiel für meine begrenzten Mittel
ich will mir weiter Mühe geben!

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1) Christian Egger: Zum Einstieg: Wie nahmt ihr die Pandemie wahr und inwieweit hat sie eure Arbeit eingeschränkt, erleichtert oder auch Abläufe beeinflusst? Was hat es glaubt ihr mit der Gesellschaft und oder Euch gemacht?

Michaela Eichwald:
Ich bin im März 2020 hektisch zu meiner Verwandtschaft nach NRW aufs Land gefahren, weil ich gehört habe, in Berlin dürfe man nicht mal mehr im Humboldthain auf der Bank sitzen und vor sich hinstarren, sondern müsste – wenn schon draußen – Sport machen und ansonsten drinnen bleiben. Vertrieben vom Ordnungsamt, das mit Schrittgeschwindigkeit durch die Grünanlagen fuhr. Das war die Zeit, in der man mit Gummihandschuhen einkaufen ging.
Ich habe dann mit der Mutter und meinem Bruder Holz gehackt und bin im Wald verschwunden.

In Berlin zurück habe ich in der Arbeitswohnung in der Utrechter Straße gemalt für die Ausstellung im Lenbachhaus. Das war kein Problem, weil da ja niemand ist.

Ich habe die Situation zunächst als zwar bedrohlich, aber auch total entlastend empfunden, weil das Tempo und der Druck rausgenommen wurden. Spektakulär, dieser Stillstand. Und sich selbst und die anderen dabei zu beobachten, wie reagiert wird, wie sich neu orientiert wird. Erstmal toll.

In späteren Pandemiezeiten das Gefühl von deepness und Dankbarkeit, sich mit Freunden, die man länger nicht gesehen hat, zu Spaziergängen zu treffen. Die schöne gedehnte Zeit. Das echte Interesse am lebendigen, sich verändernden, sprechenden Organismus.

Mittlerweile, Dezember 2021, nur noch bedrückend. Ich kann nichts mehr draus machen, alles streßt, man wird komisch, anfällig, traurig, ungerecht.

Thomas Winkler: Als wir im März 2021 nach Wien gekommen sind, um unseren Job anzutreten, besuchten wir die Studentinnen und Studenten der Reihe nach einzeln in ihren Ateliers oder bei sich zu Hause. Und hey  – was sollen wir sagen – der Vibe war pure und – booom!!! die Energy von Anfang an da! Haben uns dann in Kleingruppen zum Spazierengehen verabredet und gemeinsam die Stadt erkundet: Zentralfriedhof, Pater, Botanischer Garten, Prater, Tankstelle – sie haben uns alles gezeigt, was ihre Stadt so liebenswert macht. Dabei hörten wir Westbam und analysierten aktuelle Thesen italienischer Lifestyle-Philosophen. Von wegen Hidden Agenda. Die schaffen es doch noch nicht mal, eine Bunga-Bunga-Party [a1] geheim zu halten.

2) CE: Wie findet ihr Wien, was war Euer Bezug zu dieser Stadt vorher und wie gefällt Euch Ihr die Akademie so frisch renoviert?

ME:  Wien hat eine angenehme Größe, ähnlich wie in Köln kommt man mit dem Fahrrad gut zurecht. Die vielen pompösen Gebäude finde ich auf eine gute Art überzogen und albern, könnte aber auch verstehen, daß das auf Dauer nervt.
Wir wollten gern in den 2. Bezirk ziehen, zu Prater und Donauinsel. Hat sich leider nicht ergeben.

Die renovierte Akademie finde ich auf eine schlechtere Art albern. Bißchen totrenoviert. Ich beneide jeden, der in der schönen Kurzbauergasse bei den Bildhauern arbeiten darf.

Bin natürlich trotzdem froh. Gibt schlechtere Arbeitsplätze.


Wenn man aus Berlin kommt, hat man den Eindruck daß die Wiener Bevölkerung sagenhaft aufmerksam und freundlich zugewandt ist, zu Scherzen aufgelegt im Umgang miteinander usw. So daß ich mich selber auch mehr gesehen und angenommen fühle.
Wenn ich das gegenüber WienbewohnerInnen äußere, sagen fast alle ausnahmslos: Ja, aber Vorsicht. Die tun nur so, in Wahrheit sind sie hinterhältig und gemein! Dann sage ich: Das ist doch mir egal, das ist deren Sache.

3) CE: Mit welcher Programmatik seid Ihr angetreten, welches Kunstler:innenbild werdet Ihr aufgrund welcher eigener Erfahrungen, zu fördern versuchen? Wie teilt ihr Euch die Professur arbeitstechnisch?

ME: Jede/r Einzelne/r soll sich beantworten, ob sie/er das auf sich nehmen will, als Künstler zu leben. Also kein Bild, kein Letzt-Ziel, sondern die Annahme einer dauernden Aufgabe, Entwicklung bis zum Schluß. Nicht schnell irgendwas finden wollen und da ewig drauf rumreiten und sich zufrieden geben mit seinem Trick oder seiner Tapete, sondern weitergehen. Nach vorne ins Dunkle.

TW: Das Kung Fu Training findet regelmäßig im Freien und bei starkem Schnee in Raum 117 statt. Dabei geht es um ein tieferes Verständnis von dem, was allgemein als Atmung bezeichnet wird – ein Gebiet, von dem wir der Meinung sind, dass es in unserem Kontext noch viel zu wenig Beachtung findet. Außerdem erforschen wir den Ursprung von Bewegung und ihr Verhältnis zur Ruhe. Und klar, den Kranich-Schnabel-Griff zur letzten Rettung lernen wir hier natürlich auch. Aber es gibt keine Rettung. Nach den Trainingseinheiten gehen die Studierenden dann wieder an die ihnen zugewiesenen Ateliersplätze zurück. Dieses Angebot wird übrigens ab Sommersemester 22 um einige nützliche Qi Gong-Praktiken (5 Elemente etc.) erweitert. Zudem bieten wir regelmäßig Talks in 2er-Gruppen an.  

4) CE: Was glaubt Ihr unterscheidet die Situation Eurer Studierenden im Vergleich zu eurer eigenen Ausbildung? Welche pädagogischen Mittel können möglicherweise die Selbstständigkeit fördern?

ME: Unsere Studierenden haben es gut! Weil wir uns für sie interessieren.
Ich war auf einer Massenuni in Köln, nie in solch tollen Werkstätten, schlecht betreut, wie 10.000 andere Geisteswissenschaftler auch, die Staat und Gesellschaft zu wenig wert sind.

Ich hoffe, dass die Unsrigen nicht erwarten, wir brächten ihnen etwas bei. Wir bringen ihnen etwas. Aber sie müssen es sich holen. [wenn sie es überhaupt wollen.]

TW: Unser Motto ist: “Learn more to earn more!” Außerdem haben wir erstklassige MitarbeiterInnen, die pädagogisch geschult sind und dabei auf die Einhaltung der Lehrpläne achten. Sowas gab´s früher nicht.



5) CE: Du (Michaela) hast in den 90ern begonnen viel in damaligen Kunst- & Diskurspublikationen zu veröffentlichen (Starship, TZK, ANYP, ARTFAN (??) SPEX,…) inwieweit hat es Deine malerische Praxis initiiert, begleitet, geprägt oder ergänzt? Welche Diskussionen erlebst Du als wiederkehrend? Von welchen Erfahrungen hast Du rückblickend profitiert? Wie ändern sich Ansichten, Einschätzungen oder Karrieren? Wie schätzt Du die Situation der Kunstberichterstattung heute ein?

ME: Viel nicht. Selten und hochnervös, hochskrupulös.
Fast gelähmt vom Wunsch nach Präzision.
[vom Wunsch, erkannt zu werden und vom Wunsch sich empfehlen zu können.
Für irgendwas, das weiter geht.]
Damals habe ich noch nicht gemalt.
Welche Diskussionen?
Gute Kunstberichterstattung fehlt immer.

6) CE: Warum hast Du 2006 uhutrust gegründet? Was erfahren an deiner Kunst Interessierte dort über dich oder deine Kunst? Wie siehst du deine Funktion als Administratorin dort? Siehst du die Zugriffe, welche waren die obskursten Webseitenbesucher:innen? Beeinflusst die Ausstellungsfrequenz die Zugriffe auf die Seite?

uhutrust 2014: uhutrust.com’s thumbnail Uhutrust.com is ranked #5,392,885 in the world according to the three-month Alexa traffic rankings and 3 out of 10 according to Google Pagerank. The site was founded 9 years ago. Uhutrust.com has the potential to earn $79 USD in advertisement revenue per year. If the site was up for sale, it would be worth approximately $556 USD. Uhutrust.com is rated 1.0 out of 5.0 by StuffGate.


ME: Haha! Lang lebe Uhutrust.

Den Blog habe ich aus Verzweiflung eingerichtet, um mein Tun bekannter zu machen. Ich war mein Leben lang arm. [besser: mittellos] 2006, mit fast 40 Jahren, leider immer noch und wollte da endlich irgendwie rauskommen. [Vorbild Broodthaers, mit 40 muß irgendwas hinhauen] meine Reichweite vergrößern, der höchst quälenden Lohnarbeit entgehen, vielleicht irgendwas verkaufen können. Was, war noch nicht klar.
Das würde ich dann herstellen, wenn Interesse erzeugt worden ist.
Das war die Idee.

Es ist peinlich und demütigend, sich anzubieten, anzudienen.
Man will es nicht nötig haben, Aufmerksamkeit erzeugen zu müssen, man denkt, man hat ein Recht darauf.
Aber wenn nichts passiert, muß man sich was einfallen lassen.

Mir war im Studium deutlich geworden, daß ich mit Schreiben kein Geld verdienen kann. Zu langsam und zu verquält. Habe es hier und da versucht mit Gebrauchstexten, bin da aber nirgendwo mit gelandet. „Die Heilkraft der Zitrone“ oder für Hans Meisers TV-Anstalt Action-Drehbücher lektoriert, die meistens Claude-Oliver Rudolph für sich und seine Buddies geschrieben hatte. Das war mühsam.

Bei den von dir genannten Stellen gab es ja kein Geld. Ein Heft wie TzK hat mir damals gesagt, man schreibe dort für die Ehre, das sei doch super. Vollkommen verrückt. Diese Ehre kann sich keiner leisten, der kein Geld hat. Ein Spex-Artikel, an dem ich 10 Tage gesessen hatte, brachte 2006 52 Euro ein. Sich darüber zu beschweren macht einen noch schwächer und unmöglicher, ich habe es trotzdem getan, auch weil es sonst keiner tat. Eben innerhalb dieser Kleinstreichweite.

Uhutrust haben in den ersten Jahren 3, 4 Leute am Tag gelesen, später 12 oder 13. Dazu 50, die sich wahrscheinlich verirrt haben. Heute weiß ich es nicht mehr, weil mein Betreiber Günther so ein Uralt-Tool, den PowerPphlogger, aus Sicherheitsgründen abgeschafft hat und ich zu lustlos bin, da neuere Überwachungsprogramme zu installieren. Zu viele Jahre nichts anderes gemacht, als in den pphlogger reinzustarren, schauen, was sich bewegt und zu spekulieren, wer das wohl ist und wann sich endlich was tut.
Im Moment weiß ich nicht, wer da was liest und warum.
Was einen natürlich selbst auch ein bißchen sehr aus der Sache entfernt.

Finde manchmal erstaunlich und bin glücklich darüber, was sich da angesammelt hat, und hoffe, daß Uhutrust weiter irgendwie vor sich hinmacht. Obwohl er zu viel mit sich selber kämpft, lahmt, manchmal nur Stoffsammlung ist, ein Blinder, ein Dummer. Ein schwacher Trust.

7) CE: Ein Moment der mich ein wenig nachhaltig über die Bildung von Urteilen im Kunstfeld ängstigte, war die auf uhutrust abgebildete von David Lieske angestossene Diskussion über eine Ausstellung von Henning Bohl, so daß nur die selbst Involvierten, Befreundeten eine Einschätzung machen könnten, siehe auch Annika Bender Debatten? Wie siehst du diese Verengung in Urteil und Publikum?

ME: Kannst du mir sagen, wo das genau steht? Dazu liegt mir im Moment keine Erinnerung vor. Und zwar: wirklich nicht.

Die Annika Bender und den Donnerstag Blog fand ich überraschend gut forsch, informiert, orientiert. Ich habe mich darüber gefreut, wieviel Einsatz diese Leute bringen in Sachen Grundsätzlichkeit, Ernsthaftigkeit, Wahrheitsliebe. (dafür wird man ja auch prompt totgelobt.)
Reflexion, Problembewußtsein. Tiefes Involviertsein. Da kam Hoffnung auf. Trotz oder wegen ich niemand von denen kannte zu der Zeit. (2010 – 2014) und mich heute fast nicht mehr daran erinnere.

Vielleicht ist die Verengung notgedrungen, weil es einfach nicht so Viele so stark wie nötig, genau und en detail interessiert. Weil es sie nicht gibt. Oder ich nichts weiß von ihrer Existenz. Oder eben wenige, Versprengte, Einzelne, die sich erst finden müssen und Kontakt aufnehmen.

Was dann wieder sehr Viele interessiert, Horden, explosionsartig, ist, sich in Bösartigkeiten ausdrückendes Konkurrenzverhalten, an dem sie selber nicht direkt beteiligt sein wollen, sondern feige im Versteck hinter dem Vorhang sitzen, glotzen und sich die Hände reiben. [Wenn es Streit gibt, hat man plötzlich 500 Besucher, statt 5]

8) CE: Wie wichtig ist es sich einen publizistischen Rückzugsort für sich zu haben, um in einer Geschwindigkeit partizipieren zu können, die man auch steuern oder zumindest beeinflussen kann? Auch bzgl. Thomas´s Verlag Heckler & Koch und dem Magazin Meise?

ME: Sehr. 

9) CE: Malerei und Sprache? Wie kommen die Gedanken in die Bilder und wie werden sie gemalt, dass sich die Betrachter:in angesprochen, emotional adressiert  fühlt? Eine frühe Sammlung deiner Schriften trägt den Titel: „Gewärtigen Gegenwärtigen“. Wie verhältst du dich als Künstlerin zur Beschleunigung der visuellen Kommunikation der letzten Jahrzehnte. Hat sich eventuell der damalige Buchuntertitel 10 Jahre sind kein Tag verkehrt?

ME: Ich mag Titel!  Habe ich gestern bei Dirk von Lowtzow auf soundcloud gehört.
[die anderen Fragen interessieren mich sehr, aber ich weiß keine Antwort. auch nicht, wovon sich ein Betrachter angesprochen fühlen könnte, warum. „Emotional adressiert“ Ich weiß nicht, was ich von meinen Bildern halten würde, wenn sie nicht von mir wären! kann sie quasi kaum auf Distanz bringen.]

10) CE: „Mehr Unabgesichertes versuchsweise äußern. Mehr Leben, mehr Ausdruck, mehr Unverständlichkeit“ Welche Slogans taugen für wen? Was wären so kulturpolitischen Agenden, Maximen als Einzelkünstler:in die Bestand haben oder irgendwann angenehmere Illusionen sein könnten?


Zuviel Draufsicht macht die Sache hohl.
 

11) CE: Wie wichtig sind die Titel der Arbeiten? Woraus können sie sich speisen? Wo lauert dauerhafter Witz? Wie unterscheiden sich deine Malerei von deiner Skulptur? Welche inhaltlichen Adressierungen außerhalb der Malerei, nützt du für deine Malerei? Wie umgeht man Kalauer, Ironie und/oder Kitsch bzw. wo suchst du danach?

ME: Gedanken empfehlen sich manchmal selbst als Titel, nehmen von sich aus Titelform an. Gesucht wird nur danach, wenn man sie einsetzen will, Werknamen finden. [wenn es Termine gibt]
Dann wird der Faule fleißig! Kurz vor der Eröffnung.

Titel können erst gemacht werden, wenn das Bild fertig ist, das Bild ist aber eigentlich erst fertig, wenn es hängt, seinem Bestimmungsort zugeführt wurde.
Auf Halde malen kommt mir blöd vor [bzw.: kann ich gar nicht] Also gehe ich schnell alles durch, was ich in den letzten Monaten irgendwo aufgeschrieben habe. Noch lieber, dass ein Titel aus dem neuen Werk von selbst kommt. Sich irgendwie herausschält. Forderungen stellt. Sagt, was Sache ist. Mehr weiß, als ich.

[Titelgebung soll kein Krampf werden. o.T. geht schließlich auch]

12) CE: Wie hält ihr das Vertrauen in die Malerei aufrecht? Wer oder was sind ihre Feinde und welche Netflix-Serien schauen sie? Was macht Abstraktion unabhängig vom tollen Begriff so unwiderstehlich? In der Popmusik wird gerade das Ende der Genres diskutiert und in den letzten Jahren wurden Tendenzen innerhalb der Malerei meist mit negativen Marktphänomen wie zombie-formalism, zombie figuration oder crapstraction umschrieben, welche Begriffe wären höflicher und der Malerei insgesamt gerechter und nachhaltig dienlicher?

ME: kein Vertrauen.
Aber oft Freude an der Praxis. Wenn man endlich mal angefangen hat.

Abstraktion heißt: keinerlei Beschränkung. Alles was reinwill, kann reinkommen. [und sich konfrontieren] Herein! Herein!
Über den den Begriff Zombie-Formalism von Jerry Saltz (nach Walter Robinson), habe ich sehr gelacht. Oder crapstraction. Der Vorwurf im Artikel The Malignant Influence of Michael Krebber zielte ja aber hauptsächlich auf dumme Nachahmer, hohles Kopieren, faule Abgreiferei. Oder habe ich das falsch verstanden?
Krebber ist ja immerhin ein Denker und kann es sich gar nicht „leicht machen“, auch wenn er es vielleicht gern hätte [und auch versucht.] Und hat einem das Leben immer gut schwer gemacht mit dem Hinweis: das gibt’s ja alles schon! Als Aufforderung, sich mehr mit der Geschichte zu befassen, zu begreifen, wo man sich reinstellt, was Vorgänger:innen schon geleistet haben. Sich zu fragen, wie man sich darauf bezieht. Also mehr Demut.
Wenn er schlapp sich selbst wiederholt, unfinished too soon usw., weiß, daß das unter Umständen nix Dolles ist, dann ist eben das das Thema, mit schwacher, abgehalfterter Arbeit durchkommen zu wollen.
Kein uninteressantes Thema.
Ob das Ergebnis schön genannt werden kann, ist immer die Frage.

13) CE: Was machen, sollen MEMES & NFTS, wie und wo entsorgt man sie? Was sind Lieblingsmusiken geblieben? Wie hat Mark E. Smith es mit The Fall geschafft, Werkkategorien durch Überproduktion zu unterlaufen, was könnten Künstler:innen daraus lernen? Leseverhalten? Deutschsein? Wo ist Gummersbach und wo Ruit auf den Fildern? Freund:innen grüßen und oder Nachricht für unser Leser:innen?


ME: NFTs + MEMES egal. Pff. Nicht beachten.
Mark E. Smith und sein Werk hat mich in meiner jugendlichen Verzweiflung und Verachtung inmitten der grauenhaften, im vorauseilenden Gehorsam strebsam vor sich hin vegetierenden Landbevölkerung wohnen zu müssen vor dem frühen Tode oder Schlimmerem bewahrt. So wie später Nietzsche und weitere Athleten. Die letzten Jahre The Fall nicht mehr genau verfolgt. Fall Heads Roll (2008) noch riesig. Blindness. Danach blurry.


lese im Moment Geht doch von Rembert Hüser. Bin erst auf Seite 5.
Möchte es uneingeschränkt empfehlen.

Deutschsein, ja leider.
Ich komme gefühlsmäßig aus einer Art untergegangenen, ortlosen Großdeutschland, das man nicht loswerden kann. voll der schrecklichen Verantwortung und schweren Last, Deutsche zu sein. Unter dem Pflichtgefühl jeden Tag zusammenzubrechen.
Meine Vorfahren väterlicherseits sind Vertriebene aus Ostpreußen, Bartenstein, wo ich niemals war, der andere Teil Wirtschaftsflüchtlinge aus dem Osterzgebirge an der tschechischen Grenze, Kühnheide, Schwarzwassertal, Reitzenhain.

Verlobung 1966

Der Oberbergische Kreis, landschaftlich reizvoll, mit der Kreisstadt Gummersbach, ca 50 Kilometer östlich von Köln, wo sie zusammenkamen, als komische Mischung, beide sehr jung, bildungsfern und lohnabhängig, ist mir eigentlich keine Heimat gewesen. Für jeden anständigen Deutschen meiner Generation ein Scheiß Deutschland.
Der einzige Künstler, den es dort gab und den sie ständig in der Sparkasse Wiehl ausstellten, tat so ein bißchen free und verrückt, war aber leider ein Doofmann.
Gab dort wirklich nix. Man mußte sich selbst erziehen und irgendwie bei Laune halten. Mit der geschätzten Hilfe von progressiven, sozialdemokratischen Referendaren und Lehrern am Dietrich Bonhoeffer Gymnasium. Die Lehrer waren klüger, als die Schüler. Kurse wie Philo- oder Kunstleistung sind nicht zustande gekommen, einfach weil von 150 oder 200 Schülern pro Stufe keine 15 dafür zu erwärmen waren. Laberfächer.


schon habe ich Lust weiterzulabern!, super ausladend und geschwätzig.

Ich grüße Ihre Leser:innen und wünsche ihnen, daß ihr Leben gelingt.

Daß sie das, was ihnen möglich ist, auch wirklich möglich machen.


TW: Mit NFTS beschäftigen wir uns nicht, weil wir hier kein Internet haben. Ruit liegt auf den Fildern. Grüße an alle!

1) Walter Robinson, Flipping and the Rise of Zombie Formalism https://www.artspace.com/magazine/contributors/see_here/the_rise_of_zombie_formalism-52184

 [a1] Vielleicht Corona-Party ? Bunga Bunga zu sehr mit Berlusconi assoziiert!

 [a2]CE: Ich finde es gerade auch nicht. Der Erinnerung nach fragte Lieske öffentlich, ob die Leute über eine damalige Henning Bohl Ausstellung Gefallen ausgedrückt haben, ob sie dennen auch wirklich gefiel. Daraus ergab sich eine lange Diskussion über den Facebook Daumen und seine Auswirkung & Legitimation als Ausdruck von Ausstellungskritik.

 [a3]Ähnliches hat Jerry Saltz auf Michael Krebber gemünzt…

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Eine Reaktion zu “TESTINTERVIEW mit Christian Egger, Version 14.12.21”

  1. admin

    http://www.uhutrust.com/2007/08/07/the-classical/

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