Die Oxfam Bibliothek

Die Münchner Oxfam-Bibliothek meines Arbeitszimmers aufgestockt mit Dostojewski Schuld und Sühne, Moshe Feldenkrais Das starke Selbst, Kafka Tagebücher 1910 – 1923, Freud Psychopathologie des Alltagslebens, Der Hexenhammer, Buddhistische Märchen, Christa Wolf Kein Ort nirgends, Alfred Kubin Die andere Seite, Aleister Crowley Confessions 1, Janosch Lügenmaus und Bärenkönig, Horst E. Richter Die Gruppe und Roland Barthes Fragmente einer Sprache der Liebe.

Barthes aufgeschlagen an der Treppe vor der Akademie, S. 121

Sobria ebrietas (in griechisch nicht mehr zu finden) [nüchterne Trunkenheit]

HABENWOLLEN. In der Einsicht, daß die Komplikationen der Liebesbeziehung daher rühren, daß es sich das geliebte Wesen aneignen will, faßt das Subjekt den Entschluß, fortan auf jedes „Habenwollen“ zu verzichten.

Wagner

1. Ständiger Gedanke des Liebenden: der Andere ist mir schuldig, was ich brauche.

Dennoch habe ich zum ersten Mal wirklich Angst. Ich werfe mich aufs Bett, grübele und komme zu dem Entschluß: künftig vom Anderen nichts mehr haben zu wollen.

Das N.H.W. (das Nicht-Habenwollen, ein dem Osten nachgeahmter Ausdruck) ist ein umgekehrtes Substitut des Selbstmordes. Sich nicht (aus Liebe) töten will besagen: eben diesen Entschluß fassen, den anderen nicht in Besitz zu nehmen. ()

2. Das Habenwollen muß ein Ende haben – aber auch das Nicht-Habenwollen darf nicht mehr auftauchen: keinerlei Opfer. Ich will das hitzige Aufbrausen der Leidenschaft nicht durch das „verarmte Leben, das Sterben-Wollen, die große Müdigkeit“ ersetzen.

Dahinter hat jemand mit Bleistift sehr richtig! gesetzt und das war ich.

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  1. admin
    Beim Durchsehen und auf Archivierungssinn hin abprüfen kommen mir so Anfragen vor die Augen, auf die ich eingehen wollte, dann aber weiter nicht eingegangen bin, weil mir nicht direkt was direkt Gutes eingefallen war und ich es auf später verschob. Letztes Jahr habe ich z.B. den Musiker Holger Hiller getroffen und er hat mich gefragt, ob ich etwas Visuelles beitragen möchte zu einer durchsichtigen Single, die er produzieren will. Seine Vorstellung war, daß die Hüllen zu der Single Unikate sein sollten, also Kunstwerk mit Single angeboten. Geld gäbe es so gesehen nicht dafür, aber die Zusammenarbeit wäre doch wahrscheinlich interessant und vielleicht verkauft man ja auch was usw. Ich kannte seine aktuelle Musik nicht [das Letzte mir Bekannte und gern Erinnerte ist ‚Guten Morgen, Hose‘ mit Andreas Dorau von schätzungsweise 1984] und fand davon unabhängig den Aspekt, daß die Platten die selben, aber die Hüllen ca. 50 verschiedene sein sollten, um dann die Musik als teures ‚Art-Objekt‘ künstlich verknappt zu verkaufen schlecht und meiner Idee von Musik widersprechend, die einfacher zugänglich und normal bezahlbar sein soll. Kam darüber aber gedanklich irgendwie leider nicht hinaus, so versackte die ganze Sache und gestern sehe ich im Internet, daß es eine Kollaboration von Albert Oehlen mit Holger Hiller diesbezüglich gegeben hat. Wobei Albert Oehlen wahrscheinlich keine 50 Unikate hergestellt hat und sich wahrscheinlich überhaupt nicht so n Kopp gemacht hat, sondern einfacher entschieden.

    (ist anscheinend auch Teil der momentan laufenden Hetzler-Ausstellung, die ich noch nicht gesehen habe.)

    (und ich frage mich natürlich ein bißchen, ob ich nicht zu doof für alles bin.)


    Ich werde ab jetzt immer alles zusagen
    !

32 Reaktionen zu “Die Oxfam Bibliothek”

  1. admin

    Die neue Schule von Paris
    Ist das Philosophie? Oder Kunst? Oder Vorbote eines neuen Kommunardismus? In Frankreich verfassen Autorenkollektive „Grundbausteine einer Theorie des Jungen-Mädchens“ – und werden jetzt auch in Deutschland entdeckt

    Es ist schon ein paar Jahre her, dass Tiqqun in Paris die erste Version seiner „Grundbausteine einer Theorie des Jungen-Mädchens“ veröffentlichte, aber erst jetzt wird dieses eigenartige Traktat auch in Deutschland entdeckt – und mit ihm ein neues Genre: Jenseits der sogenannten Meisterdenker, neben dem klassischen philosophischen Essay tauchen in Frankreich immer mehr Schriften auf, deren Verfasser anonyme Kollektive sind. Auch die anarchorevolutionäre Kampfschrift „Der kommende Aufstand“, deren anonyme Autoren sich hinter dem Titel „Unsichtbares Komitee“ verbergen, wird in Zusammenhang mit der Autorengruppe Tiqqun gebracht, obwohl die Verleger energisch betonen, es handele sich nicht um dasselbe Verfasserteam.

    Das Wort „Tiqqun“ hat seine Wurzeln im Hebräischen: Tiqqun Olam kann man als „Reparatur der Welt“ übersetzen – und um nicht weniger geht es diesem Kollektiv. Für seine „Grundbausteine“ erfand es eine Kunstfigur, das „Jungen-Mädchen“, ein geschlechtsloses, androgynes Wesen, das „ein Frauenaufreißer in der Disco“ ebenso sein kann wie die „städtische Single-Frau, die zu sehr an ihrer Consulting-Karriere hängt“ und alle Probleme einer kapitalistisch überformten Gesellschaft zu verkörpern hat.

    Das „Junge-Mädchen“ ist eine Art Olimpia des 21. Jahrhunderts, eine Schreckfigur, die alle menschlichen Züge verloren hat, das vollendete Produkt eines Kapitalismus, der in jede Pore, ins Fühlen und Denken vorgedrungen ist. „Das Junge-Mädchen will keine Geschichte . . . Das Junge-Mädchen bewegt sich wie eine lebendige Maschine vorwärts, die vom Spektakel gesteuert wird und sich in Richtung des Spektakels bewegt. – ,Treue ist schon wichtig!'“ – „Der Endlichkeit stellt das Junge-Mädchen das Gewimmel seiner Organe entgegen . . . Die ,Liebe zum Leben‘, derer sich das Junge-Mädchen so rühmt, ist in Wahrheit nur sein Hass auf die Gefahr . . . Das Junge-Mädchen ist schon alt, weil es weiß, dass es jung ist.“ So geht es endlos weiter. Die „Grundbausteine“ sind keine theoretische Schrift, sondern eine poetisch-suggestive, aphoristische Material- und Thesensammlung.

    Methodisch wie ideologisch verdanken diese neuen Traktate viel dem soziologischen Essayismus von Siegfried Kracauer, der ausgiebig zitiert wird, und der Phänomenologie von Roland Barthes: Wie dessen 1957 erschienene „Mythologies“ beginnt Tiqqun mit einem analytischen Blick auf Alltagsphänomene, der in eine marxistische Gesellschaftskritik mündet. Beobachtet werden der Zusammenhang körperlicher Verausgabung im Fitnessstudio, beim Ballett und beim exzessiven Tanz in der Disco, das Ideal des Androgynen, die Magersucht, die Sprache von Magazinen und Alltagswendungen („Du verdienst was Besseres als diesen Typen / diese Tusse“), schließlich die „Antropomorphose des Kapitals“. Was sich in den hellsichtigeren Passagen abzeichnet, ist eine soziopolitische Körpertheorie: die Frage, wie ein ökonomisches System in das Fühlen und in die Form von Körpern einsickert.

    Tiqqun versucht, eine neue politische Soziologie in Pamphletform zu pressen, wobei das Aphoristische und die endlose Wiederholung marxistischer Entfremdungstheoreme nach vierzig Seiten ordentlich nerven – eben weil keine konzise Theorie daraus wird.

    Sowohl die „Grundbausteine“ als auch der „Aufstand“ zerfallen in zwei Teile: die Analyse einer Gesellschaft, die von Abschottungshysterien dominiert wird und das Ideal der Solidargemeinschaft weitgehend aufgegeben hat. Was, als Lösung der sozialen Misere, aus diesen oft sehr präzisen, brillant formulierten Beobachtungen folgt, ist das Ideal der sich selbst verwaltenden Landkommunen – eine seltsam retroaktive Phantasie, die das Muffige des Dorfs weiträumig ausblendet.

    Auch das „unsichtbare Komitee“ analysiert Musik, Architektur und Design, Bildung und Ernährung, ein Schulsystem, das auf eine Welt vorbereitet, in der „,autonom werden‘ ein Euphemismus ist für ,einen Chef gefunden haben und Miete bezahlen'“, die „Sternchen des neuen französischen Chansons, wo das Kleinbürgertum seine Gemütszustände seziert“ und die Aufteilung der Städte in „immer undurchlässigere Zonen“. Und auch hier folgt auf die kluge Analyse ein deprimierend kindischer Lösungsvorschlag (Sabotage! Leben ohne Arbeit! Ernährung durch Ladendiebstahl!).

    Nicht nur der Ton dieser Schriften, auch die Zielvorstellung erinnert an die Pamphlete der Situationistischen Internationale – einem 1957 gegründeten, linksradikalen Zusammenschluss europäischer Künstler, zu der Utopisten wie Constant, aber auch der spätere Mitgründer der Kommune 1 und Antisemit Dieter Kunzelmann gehörten, der aber wegen „Nationalsituationismus“ ausgeschlossen wurde. Wie bei den Situationisten steht bei den neuen Autorenkollektiven die Abschaffung von Lohnarbeit und sozialen Hierarchien am Ende der geforderten Revolte. Die Situationisten forderten, Bedingungen für neue Möglichkeiten menschlichen Zusammenseins zu schaffen, die „Herstellung von Situationen“, in denen das Leben selbst zum Kunstwerk werden sollte. Vielleicht liegt es an dieser Nähe, dass die französischen Pamphlete, weit über ein globalisierungskritisches Attac-Milieu hinaus, auch in Architekturzeitschriften und Ausstellungskatalogen auftauchen und, wie einst der Existentialismus, den Hintergrundton eines kollektiven Lebensgefühls abgeben.

    In der französischen Gegenwartskunst findet das kommunardistische Ideal großen Widerhall. Der 1980 geborene Cyprien Gaillard, der mit Bildern von Banlieues bekannt wurde, hat in Berlin, in den Kunst-Werken, eine Art Proberaum dieser anderen Form von Gesellschaft aufgebaut: Die Ausstellungsbesucher dürfen auf einer Pyramide aus Bierkartons herumklettern und das Bier leer trinken, sie sitzen dort stundenlang und reden. Für die einen ist diese Pyramide „ein Raum, in dem eine andere Form von Gemeinschaft, von Öffentlichkeit“ entstehe, ein Museion, in dem man schaut und staunt und redet, in der Gemeinschaft nicht durch Konsumhandlungen gerahmt werde – wenn man den ausgiebigen Konsum von Alkohol nicht dazurechnet -, ein Vorschein einer kommenden Gesellschaft, ein Antiraum, dessen soziale Dynamik aufs Leben draußen abstrahle. Für die anderen ist sie nur ein Surrogat für das, was draußen, jenseits des Museums, uneingelöst bleibe, ein Ort, an dem man das Bewusstsein des unerfüllten Lebens für einen Moment wegsaufe.

    Auch die Hoffnung, dass die Kunst zum Trainingslager einer Gegengesellschaft werden möge, in der „öffentlich sein“ sich nicht auf einen Einkaufsbummel mit Espresso und anschließendem Kinobesuch beschränkt, hat ihre Wurzeln in der französischen Philosophie. In einem unüblich schwärmerischen und metaphernfreudigen Text schrieb Gilles Deleuze: „Ein Monument feiert nicht etwas, das sich ereignet hat, sondern vertraut dem Ohr der Zukunft die fortbestehenden Empfindungen an: das stets wiederkehrende Leiden der Menschen, ihren immer wieder aufflammenden Protest.“ Die „Aufgabe aller Kunst“ sei es, „den Affektionen die Affekte, den Meinungen die Empfindungen zu entreißen – mit Blick, so ist zu hoffen, auf jenes Volk, das noch fehlt.“

    Jacques Rancière – unter den gegenwärtigen französischen Philosophen der schärfste Kritiker einer Kunstszene, die ihn nichtsdestotrotz vergöttert – hat nicht nur eine giftige Bemerkung über Deleuze‘ seltsame „Zukunft, die Ohren hat“ gemacht; er hat vor allem die Idee eines „fehlenden Volks“ kritisiert – jener neuen Idealgemeinschaft, in der sich die Kunst im unentfremdeten Leben auflöst. Diese Idee, so Jacques Rancière, habe in der Geschichte nicht in eine erfüllte Gesellschaft, sondern einerseits in den sozialistischen Realismus und andererseits in die Produktidolatrie der Konsumgesellschaft geführt, in der jeder Körper als Kunstwerk und individualisierte Ware gestaltet wird (hier trifft sich Tiqqun wieder mit Rancière).

    Grundlegender sind andere Fragen, die die Traktate aufwerfen: Wie, in welchen Hüllen und Räumen wir leben, und warum – und wieso es dazu keine Alternativen gibt. Warum etwa existieren nur zwei Bautypologien, die um eine etwa vierköpfige Familie herumkonzipierte, je nach Einkommen mehr oder weniger große „Wohnung“ und das Haus vor der Stadt? Warum gibt es, obwohl es so viele Singles und Rentner gibt, die Wohnzellen nicht, die die französischen Utopiker Yona Friedman, Antti Lovag und Claude Parent erträumten – Räume, die das soziale Leben und das gemeinsame Wohnen, die Frage des räumlichen und sozialen Innen- und Außenraums offener, in vernetzten Wohnzellen organisieren wollten? Es wäre nicht erstaunlich, wenn im Zuge dieses Unbehagens an der Organisation des öffentlichen und des privaten Lebens die scheinbar obsolete Idee des Kibbuz als Lebensform (in urbanisierter, weniger ruraler Form) neu durchdacht würde.

    Das größte Verdienst der neuen französischen Denkerkollektive ist, neben der Popularisierung einer politischen Soziologie, die Neubewertung der Utopien der sechziger Jahre – die Frage, welche offenen Enden dieser abgebrochenen Bewegung heute weitergesponnen werden können und müssten. Und es ist vielleicht kein Zufall, dass die Kunstwerke, die sich auf diesen Diskurs beziehen, aussehen wie eine Mischung aus der Schule von Athen und einer besetzten Pariser Universität im Mai 1968.

    NIKLAS MAAk

  2. admin

    Es war einmal ein kleiner Junge, der hieß Hannes Strohkopp. Er war, ehrlich gesagt, der Schlechteste in der ganzen Klasse, hatte fast alles fünf: Turnen, Schönschrift, Rechnen, Malen – außer Gesang. Gesang hatte er vier.
    Hannes Strohkopp war nicht stark und hatte auch nichts zu verschenken, denn sein Vater war arm. Und weil er niemandem vorsagen konnte (er wußte selber nichts), deswegen hatte er keinen einzigen Freund. Er war immer allein.

  3. admin

    Aufwachen und denken: oohh, wie bin ich  u n g l ü c k l i c h !! !

  4. chloe

    hatte der nicht im rechnen eher eine 6? auch weil niemand dem mal angedeutet hat, dass es dabei nicht um rechnen geht. und dann hatte der glaub auch eher im gesang eine 5, und dann als spätfolge von beidem ging das übersetzen nur schwer und grobschlächtig von der hand. aber allein, weiss ich nicht, ob der das war.

  5. admin
  6. admin

    In der polnischen Grundschule (vor ca. 70 Jahren) ging es wahrscheinlich doch um blankes Rechnen und nicht um sozialreformerische Annäherung an den Traum einer Möglichkeit vom Rechnen.

    Ich finde gerade das hier

    http://reboot.fm/2011/05/04/beat-in-stereo-11-captain-beefheart-spezial/

    Moderator Detlef Diederichsen mit seinen Gästen Diedrich Diederichsen und Albert Oehlen.

    [kann man sich wirklich gut anhören.]

    http://www.beefheart.com/wp-content/uploads/2011/08/ParisHilton-770639.jpg

  7. admin

    Captain Beefheart Documentary, narrated by John Peel (1997)

  8. admin

    Kleine Kiezschlägerei.

  9. admin

    Ford Escort

  10. Ritter

    Opel gt hat ich mal

  11. admin

    Der style, in dem facebook Freunde ihre Toten betrauern.

    oh shit, so schade

  12. admin

    Eine geradezu kindliche Angst vor den Großen und Größten der Literatur, gepaart mit einem bodenlosen Minderwertigkeitsgefühl – das ist eines der Grundmotive in den Tagebüchern Walter Kempowskis. Gegen die raumgreifende Körperlichkeit eines Günter Grass etwa, seinem Lieblingsfeind, erscheint Kempowski die eigene zartgebaute Physis mehr als läppisch: „Es fehlt mir das Faszinosum. Wenn ich den Raum betrete, reden die Leute einfach weiter. Kein Mensch dreht sich nach mir um.“ Bei einer Begegnung mit Thomas Bernhard wird Kempowski gar zu einem eingeschüchterten Schuljungen, der den Mut nicht findet, den Polemiker um einen Eintrag in sein „Poesie-Album“ zu bitten. Und jeder Versuch, die engen Regeln der Bürgerwelt einmal lustvoll zu übertreten, wirkt mit Blick auf den überspannten Habitus eines Wolf Wondratschek von vornherein nur lächerlich: „Wondratschek ließ sich mal in einem Puff interviewen. Der boxte ja auch.“

    Vor dem Hintergrund dieser Angst ist der „Umgang mit Größen“ zu lesen, wie er in den knapp hundert kurzen Autorenporträts greifbar wird, die Kempowski zwischen 1997 und 1999 für die „Welt am Sonntag“ schrieb und die nun, leicht überarbeitet, in Buchform vorliegen (herausgegeben von Karl Heinz Bittel, Kempowskis langjährigem Lektor beim Knaus Verlag). Auch in diesen Artikeln, die sich ausschließlich Dichtern von Rang und Namen widmen, herrschen beständig Furcht und Zittern. Vor lauter Hemmung, Susan Sontag persönlich um ein Autogramm zu bitten, muss Kempowski seine Assistentin schicken: „Ich selbst hätte mich nicht getraut, wie sie da auf dem Teppich saß.“ Uwe Johnson beschreibt Kempowski verängstigt als „grob, saugrob“, man müsse stets auf der Hut sein, „sonst haut er dir noch einen an den Ballon“. Die „zurückhaltende Gewalttätigkeit“ eines Arno Schmidt erfuhr Kempowski dagegen am eigenen Leib: „Gott, wie hat er mich abfahren lassen, und ich wollte ihm doch nur etwas Freundliches sagen.“

    Auf diese „Größen“ reagieren Kempowskis Miniaturen mit gezielter Respektlosigkeit; der Kleinmut wird in ihnen zum Stilprinzip. Der Nationaldichter Thomas Mann etwa schrumpft hier zum „Mann mit der Warze“. Daraus ergibt sich dann auch eine drängende Anschlussfrage: „Warum hat er sie nicht wegmachen lassen?“ Hierzu schweigt die Philologie. Und fröhlich reitet Kempowski weiter auf äußerlichen Mängeln und eigenwilligen Marotten der Geistesgrößen rum: Der späte Böll habe sich „zum Seehund verändert durch einen grauen Schnauzbart“. Max Frisch „hatte einen leichten Sprachfehler, was nicht auffiel, wenn er an seiner Pfeife sog“. Und Hesses ausgeprägte Humorlosigkeit sei unverkennbar in einem kleidungstechnischen Detail zu erkennen: „den Hemdkragen überm Jacket!“

    So zerstäubt die „Größe“ in diesen Schilderungen unversehens; auch die Allergrößten sind nur Mängelwesen, denen sich „unsereiner“ getrost zurechnen darf – und heißt er auch „bloß Walter“. Die Verkleinerung der Größten dient Kempowski offenbar zur Schmälerung seiner eigenen Angst, der Kleinste zu sein – ein Prinzip, das durchaus an den Scheinriesen aus „Jim Knopf“ erinnert, der nur aus der Ferne seine Riesenhaftigkeit entfaltet: Genau wie Jim bei Michael Ende können wir Leser mit Kempowski lernen, „nie wieder“ vor irgendwem „Angst zu haben“, bevor man ihn nicht „aus der Nähe“ betrachtet hat.

    Aber dieser Gedanke lässt noch tieferen Aufschluss über das Selbst- und Weltverständnis des humoristischen Melancholikers aus der Norddeutschen Tiefebene zu. Von Beginn an hebt Kempowski in Gesprächen und Essays die Gleichheit der Menschen als Mängelwesen hervor und greift dabei immer wieder auf ein religiös gefärbtes Vokabular zurück: Vom „erbarmungswürdigen Menschlichen, das uns allen gemeinsam ist“, spricht Kempowski bereits in den frühen Siebzigern; ähnlich begründet er das Nebeneinander von Tätern und Opfern im „Echolot“, seiner riesenhaften Tagebuchcollage des Zweiten Weltkrieges, als Akt der „Barmherzigkeit“ angesichts der Unzulänglichkeit aller Menschen. Der „Umgang mit Größen“, in denen sich die Vorstellung vom Dichter als Stimme einer höheren Wahrheit in Luft auflöst, lässt sich somit als Umsetzung einer alten biblischen Weisheit entziffern: „Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt.“ Dadurch, dass Kempowskis zwiespältiger, ja abgründiger Humor auch vor der eigenen Person nicht haltmacht, gewinnt er schließlich, was er an sich selbst so schmerzlich vermisst: Größe.

    Kai Sina

    Walter Kempowski: „Umgang mit Größen“. Meine Lieblingsdichter – und andere.

    Hrsg. von Karl Heinz Bittel. Knaus Verlag, München 2011. 288 S., geb., 19,99 [Euro].

    Text: F.A.Z., 14.05.2011, Nr. 112 / Seite Z7

    __________________________________

    Kempowski auch nur autoritätsgläubig und von Neid und Eitelkeit zerfressen.

    Was man alles „groß“ und „Größe“ heißt. Hier folgt etwas Abfälligkeit.

  13. admin

    Jetzt 11:13 Die Nazis wollen durch Kreuzberg ziehen, möchte strammen Blogeintrag schreiben und 3 Kilo Kot ausscheiden. Nichts ist bis jetzt geschehen, ich kann kaum gehen und die Wohnung sieht aus wie von einem Drogentoten.

  14. admin

    In meiner Nachbarschaft

  15. admin

    geht schon seit mittags von schräg gegenüber, woohoooooo, ist sicher nett, aber ich fürchte die Menschheit.

    ________

    und die Nazis sind praktisch nicht mehr zu unterscheiden von den Autonomen, zumindest von den männlichen.

    https://picasaweb.google.com/115974940425984455861/14052011NeonaziaufmarschInBerlinKreuzberg#slideshow/5606577004082913554

  16. admin

    Elias-Müdigkeit

  17. admin

    Resident 29: STEFAN THATER


    Szczecin to Altwarp

    18 – 19 May 2011


    Starting point: Stettin central station, 18 May at 10am
    or call +49 (0)173 7116 728 to join the troupe


  18. admin

    Da möchte ich mitgehen. Aber wie kann man es schaffen um 10 Uhr in Stettin zu sein?

  19. Faula

    Berlin Gesundbrunnen(S) Mi, 18.05.11 ab 07:48 4 S 2 S-Bahn Richtung: Bernau(b Berlin)
    Kurzfristige Änderungen möglich: Details unter http://www.s-bahn-berlin.de, Fahrradmitnahme begrenzt möglich, nur 2. Klasse
    Bernau(b Berlin) Mi, 18.05.11 an 08:16 2
    Umsteigezeit 18 Min. Umsteigezeit anpassen
    Bernau(b Berlin) Mi, 18.05.11 ab 08:34 5 RE 5800 Regional-Express
    Fahrradmitnahme begrenzt möglich

    muss selbst leider in die werkstatt

  20. admin

    Danke! Aber da muß man ja um 7 Uhr aufstehen, besser halb 7.
    Das pack ich doch nie.

    (23:25  Eure Werkstatt ist mir empfohlen worden von einer Frau aus England. Sie meinte ich soll mir Metallträger bauen lassen, aber ich weiß gar nicht, was ich will und habe noch nie was bauen lassen (außer Holzkisten). Wahrscheinlich, weil ich keine Angaben machen kann, wie es aussehen soll, weil es nachher sowieso anders aussieht. Allein deswegen, weil man keine genaue Vorstellung hat [/ haben kann, von etwas, was noch nicht existiert].  Und dann hat man es aber bereits bestellt und muß es bezahlen. – Gut, daß nicht alle Kunden so sind.)

    (viele Künstler sind wahrscheinlich froh, daß die Werkstatt ihnen was baut und erfindet, auf das sie selber nicht kämen und machen extra vage Angaben. Vielleicht sollte ich das auch machen.)

  21. Faula

    vielleicht wirds durchs kundengespräch klarer? aber streit gibts am schluss im allgemeinen weniger wenn die vorgaben genauer sind.- schützt aber auch nicht davor, es gibt auch:
    -„du dass ist uns leider missglückt“
    -„oh macht nichts, so ist es ja viel besser“

  22. admin

    ja, genau.

    Ich scheue einfach davor zurück, ein Auftraggeber zu sein und überlege, was da die Gründe sind.

    _________________

    In Händel sich zu verstricken.

  23. admin

    FRAU, f. domina, femina, conjux, mulier, ein wort von groszem umfang, seinen sinn läszt erst der zusammenhang der rede erkennen. ahd. frouwâ, mhd. frouwe, mnl. vrouwe, nnl. vrouw, fries. frowe. entsprechendes goth. fraujô in den bruchstücken des Ulfilas nicht aufzuzeigen, die auch kein gr. ????? darbieten, das häufige ???? stets mit qêns oder qinô übertragen. in fraujô müste die bedeutung domina oder herrin gelegen haben, es ist moviert aus frauja, wie ????? aus ??????, domina aus dominus, herrin aus herr, während den grundweiblichen wörtern ????, femina, qinô keine männlichen zur seite stehn. die hd. sprache zog aber frouwâ, frouwe, frau zugleich in den begrif von femina und liesz quëna, chonâ allmälich veralten. umgekehrt erlosch ihr frô = frauja, haftete zuletzt nur in der anrede und wich dem hêriro, hërre, herr. allerdings walteten alts. ags. frôho, freá vor, die weibliche motion erscheint ganz selten, nicht im ganzen Heliand, erst im Essener denkmal wird frû angetroffen, das ags. âgendfreá Cädm. 135, 4 für domina ist nicht recht sicher. dafür bestand auszerdem ein andres wort, alts. idis, ags. ides, ahd. itis = altn. dîs, und es leuchtet ein, dasz beide freá und ides, ahd. frouwâ und itis aus dem heidenthum übernommen ehmals für göttliche wesen galten. denn im länger heidnischen nordland blieben Freyr wie Freyja götternamen, sind nicht zu appellativen geworden gleich frauja und fraujô, ahd. frô und frôwâ, selbst die nordische dîs, wenn schon appellativisch gebraucht statt Dîs, bezeichnet das höhere wesen, keine sterbliche idis. späterhin mögen einzelne frauva (fornm. sög. 10, 421) samt dem titel frû aus Deutschland eingedrungen sein, der sich im schw. dän. fru vollends fest setzte. es bleiben aber noch dunkelheiten zu erhellen. wenn nemlich in Freyr gen. Freys starke form vorliegt, statt der goth. schwachen frauja fraujins, sollte sich aus analogie des altn. ey eyjar insula, mey meyjar virgo = goth. mavi maujôs nicht allein auf avi aujôs, sondern auch auf Fravi Fraujôs schlieszen lassen, da doch Freyja zu fraujô, frouwâ stimmt, ey von ouwâ, mey von mouwâ (?) absteht. wir sehen also in beiden wörtern, frauja und fraujô, Freyr und Fravi starke und schwache flexion durcheinander laufen, worauf ich unter Fro, wo sich erst von der etymologie der wurzel handeln läszt, zurückkommen werde. die schw. dän. Frö, ö, mö scheiden sich von fru mit u. bei den Engländern ist keine spur des wortes frau übrig.
    wir pflegen heute frau einsilbig, im sg. unveränderlich zu brauchen, zuweilen taucht noch fraue, wie gewöhnlich aue, maue auf. die obliquen casus des sg. blieben lange der schwachen form treu, Ölinger gramm. 57 gibt dem nom. acc. voc. fraw, dem gen. dat.

  24. admin

    Goncourt hat schöne Fotos gemacht von der Dortmunder Meisterfeier.

    Sind die Bäume Ulmen?
    http://goncourt.net/Blog/article/5227/dortmund-borsigplatz-2011

    Wohl eher Platanen.

  25. admin

    http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&dig=2011%2F05%2F17%2Fa0101&cHash=aedf5cc8c3

    (…) Nicht zu sehen ist hingegen, wieso dieser Mann der beliebteste deutsche Politiker der letzten 25 Jahre plus werden konnte. Wohl weil er einer der Letzten ist, die zur Macht ein begründetes Verhältnis haben, das weder in erster Linie karrieristisch noch zynisch motiviert ist, sondern durch politische Leidenschaften – auch wenn man diesen Begründungen nicht folgen muss und manchmal nicht kann, aber es gibt sie wenigstens.

    Die Verbindungen zwischen den politischen Leidenschaften und dem Ausüben politischer Ämter ist heute wieder weitgehend gekappt – so wie im alten Obrigkeitsstaat, wenn auch aus anderen Gründen und bei anderen politischen Alternativen. Doch gerade die ehemaligen Politikaster, die Herrschenden fliehen die sichtbare Macht oder üben sie im Verborgenen des Wirtschaftsjobs aus. Das gegenkulturelle Projekt, den Leuten die Lust auf Macht generell zu verleiden, den Glanz der Autorität zu desavouieren, ist erfolgreich gewesen. Mit dem Ergebnis, dass wir nun über ihre Karikaturen – Berlusconi, Sarkozy – und deren dem Blick nicht entzogenen Alltag diskutieren. Warum gerade ein ehemaliger Vertreter dieser Gegenkultur den Weg zur erfolgreich vermittelten Machtausübung gefunden hat, das zu zeigen, verpasst der Film.

    „Joschka und Herr Fischer“. Buch und Regie: Pepe Danquart. Deutschland 2011, 140 Min. Der Film kommt am Donnerstag in die Kinos

    _______________________

    Über „Glanz der Autorität“ muß man glaube ich mal nachdenken und reden.

    (Welche Art Autorität überhaupt zugelassen sein soll und warum).

    und Wo vieles nicht zielführend wirkt: auch über die Ziele selbst sprechen und über die Art ihrer Verfolgung. – Was ist denn das Ziel?/die Ziele?

    Wenn ich überlege, mit wem aus dem Bekanntenkreis ich „politische Leidenschaft“ in Verbindung bringen könnte, wirds schnell finster. Persönliche Ziele politisch verbrämt, das wohl.

    Ich glaube Joschka Fischer hatte immer ziemlich rein persönliche Ziele, die „politische Leidenschaft“ aber gern gespielt, sich am Spiel berauscht (auch weil es so gut funktionierte sicher) und nochmal körperlich einen drauflegen können, wo es nötig war (das heisere Geschrei zum Einsatz gebracht um Parteifreunde zu überzeugen, die ihm nichts abgenommen haben. Die edle Gesinnung schon gar nicht.) Wie gut ihn das Außenministeramt gekleidet hat, hat er nicht geahnt, da war er selbst ganz ergriffen, welch gute Figur er international abgegeben hat, als er noch dazu so schön dünn und sehnig trainiert war. Dafür liebte er sich selbst und wahrscheinlich auch die Deutschen am meisten, weil sie damit überhaupt nicht gerechnet hatten und eher dachten, der macht uns Schande im Ausland, der entgleist. Aber dann wirkte er plötzlich wie so ein vornehmer, weiser Diplomat, verantwortungsbewußter, achtsamer Staatsmann. Das ließ man sich gefallen. Davon fühlte man sich allgemein gut vertreten. Ich auch!

    (ich glaube, das ist auch das Geheimrezept von Angela Merkel. Solange sie uns im Ausland keine Schande macht, ist alles okay. Läßt man sie und Ihresgleichen noch 20 Jahre monoton das Land veröden, Inhalt der Rede völlig egal. Man kann ihr ja eh nicht zuhören.)

  26. goncourt

    Ja, sind Platanen.

  27. ritter

    ich habe immer gedacht plantanen. fänd ich auch schöner.

  28. admin

    Plantannen.

    (so komisch beschnittene Platanen hatte ich noch nie gesehen. Die Ulmen hat das große Ulmensterben fast alle geholt. Die hatten auch ganz andere Blätter. okay, bringt mich jetzt auch nicht weiter. Wenn ich schon nicht in Polen bin, warum sollte ich nicht nach Stahnsdorf fahren. Der Kunsttransport Brandes brachte 3 Kisten aus Esslingen zurück und ich hatte nur 1 hingeschickt, aber nicht so gut verpackt. Wo soll ich immer hin damit. Ich habe keinen Platz. Alles aus dem Fenster werfen.)

  29. admin

    Minu Barati-Fischer

    nicht schlecht, gell

    mjam mjam mjam

    http://www.parkavenue.de/asset/Image/persoenlichkeiten/Galerien/08_09/montblanc/Minu_Barati-Fischer.jpg

    *1976

    ________________

    sehr lustig!
    http://www.dzm-museum.de/deutsche-ungarn/download/joschka_fischer_mit12.jpg

  30. alleine irren

    und ich las, oben, auf die frage nach den bäumen, sinds ulmen? nicht: wohl eher platanen – sondern: wohl eher planeten. und ich schaute die fotos, und dachte: JA. es sind definitiv PLANETEN. dann kam ich zurück, und da stand: platanen. es sind planeten. vermutlich: platanen sind planeten.

  31. zwanzig

    wanderer kommt am pfinztag herum

  32. admin

    (…) Den indischen Winzer habe ich auf facebook angemeldet, ich hoffe, du bist einverstanden. Ich weiß aber nicht, ob ich es richtig gemacht habe. Es kam kein einziger Friend-Vorschlag vom System, etwas, womit facebook ja sonst sehr findig ist. D.h. wahrscheinlich findet uns niemand und man kann auch dort unbehelligt seiner heillosen Ziellosigkeit frönen, bis man aufgelöst wird. 

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