Die Partei
Die WimS- und Titanic-Erziehung wahrscheinlich ließ mich letzte Woche zur Deutschlandpremiere des Filmes DIE PARTEI ins Kino gehen. Dort hatte ich die allerletzte Karte bekommen, aber keinen Sitzplatz. Drangvolle Enge, Hitze, nicht unbedingt angenehmes Publikum, unhöflich, bißchen besser als bei der DKP vielleicht, ich stellte mich hinten an die Tür und habe dann, ohne es unbedingt zu wollen, mehrfach sehr gelacht.
Ganz guter Off-Text ganz gut gebracht. Vor allem der Vorsitzende Martin Sonneborn macht im Film und auch in echt einen überzeugenden Eindruck. Dieser Politiker sollte in Zukunft öfter zu sehen sein. Ich bin aber auch ein schlichtes Gemüt und lache leicht, sagte ich anderen, die den Film nicht gesehen hatten und sich über mein Interesse an der Veranstaltung wunderten. Ihnen hatte ich u.a. die Verhöhnung des FDP-Abgeordneten Müller-Sönksen versucht nachzuerzählen. Sobald mehr als einer zuhört, kann ich nicht mehr richtig reden. Es ist wahr. Auch will ich die Macht gar nicht haben, die sie der Redenden sichtlich geben. Auch höre ich mich selber kaum, sondern alle denkbaren Nebengeräusche deutlicher. Wenn dann die Leute mit ihren Ohren näherkommen, wird es noch schlimmer. Oder man muß es richtig drauf anlegen und sich vorgenommen haben: Das Reden! (als Vortrag, als Gewaltanwendung)
Ganz gut wirkten die größtenteils unförmigen Parteimitglieder, die in den ersten drei Reihen in ihren 49-Euro-Polyester Anzügen saßen, wenn sie schwitzend rausliefen und auf Klo mußten oder Getränke holen. Nach dem Film wurde das Autokennzeichen des Bundeswahlleiters Egeler bekannt gegeben, der die Partei nicht zur Bundestagswahl zugelassen hatte. Der letzte Wahlleiter, der so undemokratisch mit kleinen Parteien umgegangen sei, sei 1946 von einem alliierten Kommando hingerichtet worden. Die anschließende Diskussion verlief enttäuschend. Neben mir brüllte ein Blödian ständig: WA-RUM? Sonneborn wollte diese Frage zurückstellen und wegen der Hitze und der verbrauchten Luft schnell ins Freie kommen. Ich lief davon. Beim N. die K. im Dunklen auf der Treppenleiter am Fenster stand. Ich hatte sie an ihren (bekleideten) Beinen erkannt, ging kurz hinein. Sie arbeitete für Malen ist Wahlen 2, danach ich zum 3, wo x und y sei.
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LAUWARME ANIMATION
Christian Fürchtegott Gellert
Christlieb Ehregott Gellert (sein älterer Bruder)
polizeiliches Führungszeugnis beantragen.
13.8.09, 17:46
bis die Nummer 217 aufgerufen wurde war noch etwas Zeit, die Stadtteilbibliothek anzusehen.
Ich kaufte drei ausrangierte Heftchen mit sehr guten Fotos über das Märkische Viertel und sozialen Wohnungsbau von 1972 und 1975.Das polizeiliche Führungszeugnis wird in Bonn erstellt, dauert 3 bis 4 Wochen und kostet 13 Euro. (Bundeswehrprojekt)
Heute abend wollte ich zur Eröffnung von Ostzeit gehen, da sind bestimmt noch manche original DDR-Kulturschaffende, aber ich habe doch nicht so die Lust.Oder doch. Ausstellung macht gute Laune, unspektakulär. Publikum besser als sonst.
Auf dem Hinweg auffällig ekelhaftestes Wahlplakat bis jetzt: lachender Westerwelle in der ihn anlachenden Menge an der Siegessäule. Dazu Stuckrad-Barres begeistertes Porträt über den unverstellten, echt wirklich richtig lustigen Westerwelle im Kopf, vor ca. 4 Wochen in DIE WELT.Photoshopdesaster
Am 14. August 2009 um 11:01 Uhr
ich dachte ich wäre in einen zeittunnel geraten: Arbeit muss sich wieder lohnen, las ich blau auf gelb auf der invaliden und dachte, jetzt kriegen die bestimmt noch einen regierungszug gestellt und irgendwer lookaliked auch unter photoshop noch wie konrad, sprach frau koch-mehrin.
Am 14. August 2009 um 13:50 Uhr
Alles muß sich wieder lohnen! Dr. Eva Högl von der SPD ist auch nicht schlecht. Der möchte ich nicht im Dunkeln begegnen. Viele Politiker sind im Aussehen noch etwas widderlischer als die Durchschnittsbevölkerung, eigentlich komisch. Das schönste Plakat was ich gestern gesehen habe, war das Isa Genzken Plakat (bis auf die Typo, wie wir Leute sagen, na, Tiddel auch nicht so doll), zur Ausstellung im Museum Ludwig.
Ich war heute turnen mit einem Priester in weißer Turnhose und diese Osteopathin redet, was ihr grade einfällt. Kann von schlechte Ernährung kommen. Geht auf die Organe. Kann von Organe sein. Geht von Organe auf den Rücken über. Viel trinken, positive Gedanken, Meridiane verlaufen da, kann von da aus kommen, oder von Fleischverzehr. usw.
Dazu ist sie aber sehr lustig.
3. oder 4. Bildungsweg.
Nahweltbedarf.
Am 14. August 2009 um 23:25 Uhr
sangsema, ihre osteopatin, würden sie die denn empfehln? dann könntstn mir vielleicht mal via email.. ansonsten: pferderennen. nichts. nichts. nichts. dabei standen alle zeichen auf sturm! aber frau dr. h. machte aus milden 1,50 euro ganze 254! imagine ditte! in einem einzeln rennen. ich aber stampfte meine dreierwetten in den boden, wie andere, irgendwas anderes, womit sie routine haben, es in den boden zu stampfen. davon abgesehen kann ich diesen zeitvertreib nur empfehlen. kaum etwas andres vertreibt die zeit so effizient und vollgültig. man geht von der zielgeraden zum führring, vom führring zum wettpavillon, vom wettpavillon zur zielgeraden und immer so weiter, und schwuppdiwupp ist die ganze zeit weg, es waren stunden, sie fühlten sich an wie 20 minuten – aber – sie wirken wie tage!!! das muss mit dem umschlag von erwartungsspannung in enttäuschung und der direkt anschließenden gegenbewegung zu tun haben. zack-bumm-klack.
Am 15. August 2009 um 16:57 Uhr
oh – vielleicht geht es nicht wegen dem glücksspielerischen inhalt? aber der besagte zeitvertreib ist doch eigentlich kein glücksspiel nicht..
[19.8.09: diese Kommentare waren zunächst in der Umsicht-/Güte-Schwert-der-Hölle/-End-Kontrolle hängengeblieben. Entschuldigung.]
Am 17. August 2009 um 11:12 Uhr
Ich muß arbeiten und kriege nichts hin. Das Zwischen-Atelier ist beendet, gestern bin ich dort ausgezogen mit den Ergebnissen, die keine sind. Jetzt mache ich in der Küche weiter und habe Angst.
Alleine Irren schickte Tröstungen:
„überhaupt, was ich heute las, von carl seelig: wanderungen mit robert walser. so schön. das hab ich heut gelesen und es ist so schad, dass es jetzt schon ausgelesen ist, am liebsten wäre mir, dass die wanderungen nie aufhörn und dann steht immer so schön, wo sie einkehrn, und robert walser ist manchmal ganz grimmig und sagt gar nichts, dann hellt er sich auf, und der carl seelig holt ihn ja immer in der anstalt ab und dann machen sie diese gewaltigen wanderungen, und manchmal werden sie pitschnass, nur die eine wanderung, an weihnachten, die musste carl seelig verschieben, weil sein hund so krank war, an neujahr sollte sie nachgeholt werden, und da ist der walser alleine los und wurde später tot auf einem schneefeld gefunden. aber 20 jahre sind sie zusammen gewandert, nicht oft, manchmal nur drei mal im jahr, oder so.. scheint mir. oder so scheint es das buch nahezulegen… so ein schönes buch. ich will es dir empfehlen.“
Tot auf dem Schneefeld liegen. Das wär was.
Über Berlin und meine Umgebung habe ich soviel geschimpft, daß mir selber ganz schlecht wurde davon. Die anderen ärgern sich gar nicht so, haben andere Interessen. Liegt dann wohl doch an mir. Was tun.
(Nicht mehr in Körperhaufen reinstellen können.
Nachtleben, allein das Wort schon.)
Clubkulturusus
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„und das ist auch schön: das ende der wanderung vom 30. dezember 1945:
‚Untertauchen in einem finsteren Bierkeller von St. Gallen. Robert sagt: „Merkwürdig, wie das Bier und die Dämmerung alle Lasten wegschwemmen können.“ In einem wilden Schneegestöber verabschieden wir uns.‘
oder hier, karfreitag 1954:
„Als ich mich in der fünften Morgenstunde zum Bahnhof aufmache, fällt Schnee. Er sieht aus wie Papierfetzen aus einer anderen Welt, trüb und von ungleicher Größe, kleine und klobige Flocken wahllos durcheinandergeblasen. Ein seltsamer Schnee, bedrohlich, als wolle er murmeln: Da bin ich also – ich, der Schnee aus der anderen Welt.“
Am 17. August 2009 um 19:00 Uhr
Es gibt das Böse nicht
(Nicht wirklich, nicht genug)
Am 18. August 2009 um 09:58 Uhr
wandern wäre schön, noch 2 monate dann kann ich wieder wandern
Am 18. August 2009 um 11:20 Uhr
Hallo Ritter
Am 18. August 2009 um 13:04 Uhr
Hallo Eichwald, wie geht.
Am 18. August 2009 um 15:11 Uhr
starke Entleibungswünsche