Rein sofern es ist
Im Interim-Atelier mit Flüssigkunststoff in den Augen, gefühlte 35 Grad.
Nicht zuviel Beeinflussung und Reglementierung von Leuten zulassen, die dauernd über Kunst befinden und selbst gar keine künstlerische Praxis haben.
meine Gründe dürfen mir unbekannt bleiben und dumm sein, wie sie wollen.
Den Raum der Praxis und seine eigenen Gesetze verteidigen (DFB-Pokal war immer der schönste Pokal, als ich mich noch richtig für Fußball interessierte)
Themenkreis Evidenz (eines Kunstwerkes), Themenkreis widerständiges Material, im Grunde auch Klischees, oder im Grunde: es ist ja egal, was man für wahr hält, es interessiert, was die darüber getroffenen Aussagen ihrerseits dann wieder bewirken.
(es ist allerdings schon komisch hier bei einer völlig fremden Frau in ihren Sachen zu sitzen, ich habe alles abgehängt, was man abhängen konnte, trotzdem. Trotzdem ich dafür bezahlt habe und alles freundlich, eindeutig, korrekt und nett usw. vereinbart wurde. Trotzdem trotzdem. Weiß ich gar nicht mehr, wie das alles geht und bewege mich sehr zögerlich. Eigentlich: überhaupt gar nicht.)
Die Farbe war beim Trocknen unansehnlich geworden und Stellen waren zugelaufen, die hätten offen bleiben sollen. Das hatte ich mir schon ein bißchen gedacht. Nun ist ein Eindruck entstanden, der nicht mehr dem entspricht, den sie zunächst gemacht hatten. Es entsteht daraus doch mittelschwere bis schwerere Unlust und eine ein bißchen quälende Pause und man fährt erst mal auf die Insel und geht schwimmen. Wieviel Zeit habe ich noch? – Die Wasserqualität der Tegeler Seen ist hervorragend und neben der Hütte keuchte die halbe Nacht der Igel, vollgefressen mit Katzenfutter.
Vom Kiosk ein Paket mit 24 A5-Lehrbriefen für Methodik im bildnerischen Volksschaffen, Zirkelarbeit, Elementares Schöpfertum und dessen Erhaltung bis zur künstlerischen Selbstbetätigung etc., Leipzig 60er Jahre, zahlr. Illustrationen. Altersgemäßer, guter Zustand. An ebay ist super, daß speziell die Sachen, die ich haben will meist kein anderer haben will und die Preise sich daher zwischen 1 und 5 Euro bewegen. Plus Porto, was ich gerne zahle, denn es gibt immer frei Haus obendrauf als Bonus die abseitigen Eigenheiten individueller Verpackung, (diese Hefte z.B. waren eng in Gefrierbeutel eingeschweißt), Handschrift, die meinen Namen schrieb und ein Gruß aus 09496 Reitzenhain.
Heute wieder nichts geschafft, dann Plötzensee.
Am 3. August 2009 um 10:00 Uhr
wenn ich bei dir lese, dann fühle ich mich wieder wie ein simulant. und wütend denke ich, sei nicht immer so wahr. ich war noch nie am plötzensee. wie kann man nur, wie kann man nicht. auch andere sind mal schuld. mittwoch muss ich nach wien, es wird sicher nicht gut und ich würde am liebsten mit techniktourette gegen dieses radiodings vorgehen, was ich da machen soll. ich bin auf dem besten weg. sonntag abend dann mal treffen?
Am 3. August 2009 um 11:57 Uhr
Wien wird bestimmt doch gut und Freibad Plötzensee kann man hingehen, ist auch ganz nah bei dir und Alleine Irren. (3,2 Kilometer) Und wärmer als der Tegeler See. Am Himmel ein Riesenrenaissancegewittergemälde, stundenlang toter Mann machen und denken: oah!
An der Strandbar Ice Ice Baby und Lady Gaga.
Danach ist alles Schlechte abgefallen und beginnt dann wieder neu, sich anzuhaften.
BREAKING NEWS! Doc Nancy kommt auch am Wochenende. Dann wird das Leben doch noch toll!
Gerne treffen
Am 3. August 2009 um 12:12 Uhr
Sage mir mehr zum Radioding, was du da machen sollst, freie Form?
Letztens bin ich den Saatwinkler Damm rausgefahren, da heißen die Straßen am Ende nur noch „Straße R“, „Straße Ost“, „Straße L“, „Straße Q“.
Straße
Am 3. August 2009 um 13:10 Uhr
„I had no intention to do this picture; I never thought of it in that way. It was one continuous accident mounting on top of another.“ sagt francis bacon. das entspricht in ungefähr meiner vorstellung von meinem vorhaben auf drei studiotage verteilt: continuous accidents mounting on top of another, yes, indeed.
mein radioding heisst: grober rundfunk. ich betreibe studioerkennung qua sonarisierung mit sch- und klick-lauten. man kann seinen sonaren sinn trainieren, sagt herr martínez und alles echo-orten. aber ein studio ist ja schalldicht, es wird sich nicht echo-orten lassen wollen. also schrieb ich ein glühendes pamphlet gegen das studio und seine technik, aber vielleicht stell ich auch einfach die tür auf, oder spiele stumme wand.
buch r, buch ost, buch l, buch q. muss ich mir merken!
Am 3. August 2009 um 13:33 Uhr
Drei Studiotage! Das ist viel, oder klingt viel. Dann Echtzeitübertragung.
Ich versuchte als mögliche Geldquelle aus Verzweiflung mal Sprecher zu werden und saß in so einer Kabine, wo man nur sein eigenes Angstgekeuche hört und dann in den Kopfhörer so Anweisungen kamen, „bitte etwas erotischer“, es war aber ein Sachtext möchte ich betonen, ganz normale Information für die Fernsehzuschauer. Heute um zwanzig Uhr 15 süße Löwenbabies auf WDR. Es war leider nicht zu machen. Aber dich habe ich ja schon lesen gehört und gesehen und du kannst es ja!
Heu heu heute. zwa zwa zwa.
Man schneidet das Schlechtere einfach nachher weg und läßt nur das Gute stehen. Und was das Gute ist, das weiß man dann schon, wenn man es hört.
Am 3. August 2009 um 16:06 Uhr
ich könne das etwas erotischer meinst du? ich glaube, nein. das gute ist, ich fand alles andere schlecht. nicht weil es schlecht ist, aber weil ich es nicht gut fand. ich konnt mir nichts von dem anhören, alles hat mich nach zwei minuten genervt, und wo text war, den ich hören wollte, hat mich der technikschnickschnack nur noch mehr genervt. bei den anderen dachte ich, er ist aber auch nicht so gut, dass er den schlechten text rettet. ich hab aber auch keinen guten text, ergo kanns nur schief gehen, mounting one accident on top of another. gleich kommt ein schrank.
Am 3. August 2009 um 18:06 Uhr
Wenn der Text sehr schlecht ist vielleicht durch den Einsatz von so Stummfilm-Effekten wie in „Männer ohne Nerven“ etc. aufpeppen.
Huiiiiiiiii. Schepper, Knarz. Klingeling.
(ich wünschte ich könnte meine schlechte Laune intelligenter verbergen, das stimmt.)
Am 4. August 2009 um 10:24 Uhr
ich wünschte, ich könnte schlechte laune intelligenter zeigen. der schrank ist ganz toll.
Am 4. August 2009 um 13:10 Uhr
Das Internet hat mein Leben zerstört.
Am 4. August 2009 um 13:34 Uhr
Immer sagen alle, ich sei zu dick.
Aber zu dick wofür?
Am 4. August 2009 um 14:38 Uhr
Richtig Spaß macht dagegen heute der Umgang mit Behörden. Finanzamt hatte um Rücksprache gebeten, bezüglich meiner Tätigkeit in Berlin. Da war eine Frau dran, Frau Veit, die klang unheimlich sanft und nett. Meistens sind die Finanzbeamtinnen so, auch in Köln hatte ich so eine nette, geduldige. Ich vergesse immer wieder, was ich bin, ich glaube ich bin Kleinunternehmerin, und irgendwas nach Paragraph 19, und Paragraph 51.
Ich habe meinen Einkommensteuerbescheid von 2007 immer noch nicht, obwohl vor ewigen Zeiten alles eingereicht. Frau Veit hatte die Akte angefordert, die war aber noch nicht eingetroffen, am besten ich früge mal in Köln nach.
Dann Frau Ratz gesprochen vom Finanzamt Köln und nochmal Frau Veit. Ich beschwer mich ja nie, bringt ja auch nichts, im Gegenteil, ich rede noch gut zu. Frau Veit mit ihrer kleinen dünnen Stimme – obwohl ich sie zu nichts gedrängt hatte, nur mal gefragt was die Akte macht und worauf ich mich einzustellen hätte, antwortete: ach, es sei so schlimm und sie wünschte nur, daß die Leute sich an den richtigen Stellen beschweren, bei denen, die die Dienstwagen in Spanien führen. – Ich beschwer mich doch gar nicht, wegen mir brauche es keine Einkommensteuerbescheide zu geben, ehrlich, ich wäre nur gezwungen, die an anderen Stellen vorzulegen, daher. Sie war so nett. Wir dankten uns gegenseitig, mehrmals.
Am 4. August 2009 um 14:52 Uhr
liebe michaela,
merken: da steht nicht, schlank ist ganz toll, da steht: SCHRANK ist ganz toll.
was dich wahrscheinlich auch nicht tröstet: ich bin dicker.
aber vielleicht kippi:
Früher war ich schlank
Dafür ein bisschen dumm
Heute bin ich dick
Aber nicht doof.
was man sich allerdings wirklich fragen sollte: wie wird man mit einer braungestrichenen wohnung fertig.
was redest du auch mit allen, tztz.
Am 4. August 2009 um 17:21 Uhr
Schrank! Ach ja klar. – Hast du braune Wände? ist mir gar nicht aufgefallen. Die Durchreiche ist braun habe ich in Erinnerung.
Oh segensreiche Durchreiche.
Die reden nicht mit mir, die schicken mir immer so anonyme Hinweise.
Aber egal. Ich war gerade bei einer Ärztin, eine Art Volksosteopathin, die mich gleich geheilt hat. Sie hat mir allerdings auch dringend empfohlen, ein Kind zu bekommen. Ich lehnte ab, aber sie wollte nicht aufgeben. Ich habe dann gesagt, ich hätte ja keinen Mann. Das dürfte wohl kein Problem sein, sagte sie und bot mir gleich hier: ihren Assistenten an. Der reinkam als sie da halb nackt auf der Liege meine Schamgegend beknetete. Ich sollte einen jungen nehmen. – Nee, sagte ich, da hätte ich immer Angst, der ginge mir flöten. – Flöten gehen sie sowieso, sagte die Ärztin und lacht etwas irre. Und dann wörtlich: Wir Frauen dürfen uns von den Männern unser Frauenleben nicht kaputtmachen lassen.
Ich will jetzt sowas nicht mehr schreiben. Komme mir schon vor wie Else Buschheuer und Sybille Berg zusammen.
Ab morgen wird wieder mehr gelogen.
Es ist vielleicht für Männer interessant: „als Frau“ hat man (bzw. ich) bei so praktizierter Frauensolidarität immer sehr zweischneidige Gefühle. Zwar sprechen die Erfahrungen sehr oft gegen „die Männer“, aber wenn andere Frauen das auch sagen, ist es einem nicht recht, sucht man doch das Gute auch zu betonen. Und findet nicht so viel. Obwohl man dem meisten zustimmren muß, ist es eher unangenehm. Man hat ja auch nichts von diesem gemeinsamen Verzweiflungs- und Trauertönen und sich lustig machen. Sie hätte ihre Kinder auch ohne Mann mit anderen Frauen Anfang der 70er usw. großgezogen und es sei gut gewesen so, auch nervig, auch anstrengend, aber doch gut und lebendig. Ja. Gemeinsam sind Frauen stark. Frauen leben länger, haben aber nichts favon. Mich reizt so eine Vorstellung gar nicht. Ich bin außerdem zu alt, das Kind schämt sich ja und will lieber alleine zur Einschulung gehen.
Muddi, geh schonmal vor.
Am 4. August 2009 um 22:26 Uhr
nein, kippenberger hat sich das gefragt, und ich hab mich gefragt, hat der tatsächlich mal braun gehaust? also beim fischtürken strich auch gerade wer die wand, sagen wir, schokoladenbraun. der die strich, musste mitten im streichen aufhören und dann bedienen, weil streichzeit vorbei war und bedienzeit anfing, und in jedem zweiten bediensatz sagte er: eigentlich sei er ja maler. und dann sagte er, der wein sei gut, der nebentisch habe noch einen bestellt. der boden soll limettengrün gestrichen werden, vielleicht gehen wir mal hin, nähe s-bahn bellevue, unter den bögen, und schauen, wie die damit so fertig werden. schokoladenbraune wand, limettengrüner boden. hm.
ich glaub, die jungen bleiben eher, was ja auch ein problem sein kann. wirklich schwierig sind nur die mitfuchziger, und könnt ja sein, dass wir die ja auch etwas zu alt finden, ich sowieso. ich dachte auch ganz fies, ich darf dicker sein, wenn ein anderer dafür alt ist, zb, das wäre sowas wie lastenausgleich, eigentlich nur fair.
kinder, hm, man denkt ja immer, ok, die eigenen, da wirds bestimmt ganz schön, ich muss allerdings warnen, ich hab ein wochenende mit kleinkindern hinter mir, die ich eigentlich samt ihrer eltern mag, dennoch, hätte ich eine chance gesehen, sie für zwei stunden in kiefers volkszähung zu sperren im hamburger bahnhof, wo wir uns zum frühstück trafen, ich hätts getan. und ein kind ohne einen mann halte ich für eine bad idea. wer reisst es sonst der mutter von der brust, an der es noch bis zur einschulung verbleiben würde und das gibt ja schiefe zähne. eben. manchmal wird man nur dazu überredet, all den mist zu machen, den andere auch getan haben, damit die sich dann besser fühlen. das ist ein perfider trick, nicht drauf reinfallen. frau berg und frau buschheuer halten bestimmt diät und haben sich von den männern ihre leber kaputtmachen lassen. mein frauenleben sieht einen mann vor. der soll da sein und bleiben. so gehört sich das eigentlich und so hat das die volksosteopathie auch gewollt.
flö
Am 4. August 2009 um 23:18 Uhr
Ja, sei froh.
23:45 auf WDR kommt Berlin Ecke Bundesplatz.
[spitze. Man sieht sofort: So soll Fernsehen sein.]
Am 5. August 2009 um 10:02 Uhr
hab ich gesehen.
ich bin ja auch froh, aber das tut gerade so, als seis normal ein ding der unmöglichkeit und als wärs sowas wie ein gnadenbrot. solls aber geben, dass sich frauen und männer doch auch ganz wohl wollen und tun und beieinand bleiben, weil alles andere ja auch nicht schöner ist und stress macht. aber das bild ich mir wahrscheinlich nur ein.
Am 5. August 2009 um 10:19 Uhr
Ehrlich gesagt tun mir immer die am meisten leid, die nicht alleine sein können.
Zeuge von Paarverhalten zu sein ist oft schwierig, egal, ob sie sich grade lieb oder böse sind. Man möchte es ja gar nicht wissen. Aber viele sind ja auch unaufdringlich und machen zusammen einen netten, manierlichen und gepflegten Eindruck.
Am 5. August 2009 um 11:47 Uhr
Hegelzitat, eingebettet raus aus dem Internet
Am 5. August 2009 um 23:51 Uhr
Hilflos stocherte die Frau in sich herum.
All I can do is witness
http://www.contemporaryartdaily.com/
fIREHOSE: Mannequin
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so ein Unglück
die high resolution bilder vom a in der x-ausstellung: so gut es ist, ist a auch immer ein Lügner. Das angeblich zarte ungeschützte Innerste wahnsinnig designend. macht nichts, wenn es nicht so wäre, undesigned, wärs vermutlich schlimm.
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ich hatte heute was über deutsche Politik geschrieben, versucht, und dabei sehr ungute Gefühle gekriegt, als würde man alles nur erfinden und könnte was anderes aber genauso gut erfinden. Zum Beispiel: Von der Enttäuschung, die die rotgrüne Regierung dem deutschen Volk beigebracht hat, wird sich das deutsche Volk noch lange nicht erholt haben. Daß nämlich gar nichts eingetreten ist von dem, was man sich erhofft hatte und vorher gedacht hat, daß das doch so einfach gehen muß, nach Ödnis und Einfalt der hundertjährigen KOHL-ÄRA. Und dann aber diese eitlen Popanze, die sich nur für sich selbst interessieren, und jetzt diese geistlose Frau, von der die Leute gedacht hatten, sie mache „es“ viel schlechter, und deshalb mache sie es doch ganz gut
wenn ich ein Wort wie „geistlos“ verwende, komme ich mir gleich vor wie Arnulf Baring oder Michael Wolfsohn, Michael Stürmer. (hier in dem Kommentarspace könnte ich vielleicht doch noch was unauffällig rumlallen.)
Am 6. August 2009 um 13:41 Uhr
Das Ungedachte
Am 10. August 2009 um 14:01 Uhr
unbelauert
Am 10. August 2009 um 20:10 Uhr
Ich glaube, die Mauersegler sind schon weg. Ich könnte heulen.