Mondlandung – wie es wirklich war
nach einem ereignisreichen Tag wurde in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli in meiner Pension am Siegestor die Mondlandung mit Lothar Loewe und seinem Kameraden auf Bayern alpha in Echtzeit wiederholt.
Eine K-Gruppe Mauersegler wohnt unter der Dachrinne und übt zwischen Kunstakademie und Siegestor Kriterien zu entwickeln.
Der Unterschied von München-Schwabing und Berlin-Wedding wie Tag und Nacht. Die Münchner sind so fesch, daß man die ganze Zeit lachen will über den Aufwand, den sie mit ihren Körpern betreiben. Gern! sagen sie oft. Gern den Nettelbeckplatz samt Magendoktorinhalt auf den Marienplatz hinkippen und sehen, was passiert.
) es geht nicht um die armen Armen und die bösen Reichen, gut/schlecht, besser/schlechter, es geht um Phänomene und um Wirkung. Es geht darum, den sogenannten Leuten mehr zuzutrauen und zuzumuten, als sich – nach allem, was man über sie weiß – rechtfertigen läßt.
Der Heubach hatte ziemlich zu Beginn seines Vortrages davon gesprochen, daß das Gegenteil von gut nicht böse, sondern gut gemeint sei. Das hatte er zwar vor 20 Jahren auch schon gesagt, aber es war zwischendurch nicht falsch geworden. (
Do you understand, Mr. Ohira? — No.
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22. Juli 17:53
Ich hatte bei ebay 39 gelbe und 17 graue Buchattrappen beobachtet und dann die gelben ersteigert und mit dem Verkäufer die Übergabe an seinem Arbeitsplatz in der Köthener Straße vereinbart. Auf den Klinkerbauten steht DB-Projekt. Heraus kam ein ca. 35jähriger fit-for-projects-Mann im hellgrauen Sommeranzug mit Gel im Haar, ich gab ihm das Geld und er sagte, er hätte noch mehr Buchattrappen zu Hause, dunkelrote mit Goldornamenten, eigentlich schöner als die gelben. Die stammten aus einem Musterhaus, das er für sich und seine Kleinfamilie in Königswusterhausen gekauft hat, da seien auch Stereoanlagen- und Videorekorderattrappen dabei, falls da Interesse bestünde. Ja, ich wüßte noch nicht, im Prinzip schon. Jetzt will ich erst mal die hier verarbeiten. – Basteln? fragte er. – Ja.
Ich band eine große Ikea-Tasche voll Buchattrappen an den Lenker weil sie hinten drauf nicht paßten, dann wollte ich nicht den Weg zurück über die sehr befahrene Leipziger Straße nehmen, sondern fuhr die Köthener Straße weiter und bog am Reichspietschufer rechts ab, als ich ein Schild Wedding sah und war plötzlich mit meinem unförmig beladenem und schlecht zu lenkendem Fahrrad im Tunnel gelandet, aus dem es kein Zurück gab und mich jedes dritte Auto wütend anhupte, manche riefen aus dem Fenster heraus Dinge, die ich nicht verstand. Das war natürlich eine gute Idee von den Autofahrern, ich wär so schon fast vor Angst vom Fahrrad gefallen und dachte nur: hoffentlich kommt wieder Licht, hoffentlich ist das nicht ein Autobahnzubringer, hoffentlich fahren sie mir nicht den Balch kaputt. Der Tunnel war nicht sehr kurz, der Schweiß lief mir die Hose runter. Raus kommt man irgendwann hinter dem Hauptbahnhof an der Heidestraße. Ich war unter dem Tiergarten durchgefahren und unter der Spree.
Am 22. Juli 2009 um 23:32 Uhr
mensch, da bin ich aber froh, dass du unversehrt wieder rausgekommen bist aus dem tunnel!!!! unvorstellbar, mit 39 gelben buchattrappen im tiergartentunnnel – ach gut, gut, gut, dass es gut gegangen ist.
Am 23. Juli 2009 um 00:54 Uhr
Raks! Raks! Raks! 17 Golden Garage Psych Nuggets from the Iranian 60s Scene. Die Ken Sendung vom 24.6., gut ist auch Shame Shame Shame von Shirley and Company, nur ein bißchen langsamer, wenn sie so schreien. Ja, vielen dank, AI, nichts passiert, es stand da auch kein Schild Fahrrad verboten. Wahrscheinlich: Fahrrad und Fußgänger freiwillig. Auf einmal hängt man mehr am Leben, als man dachte. Ich hänge nicht so sehr am Leben. Die Hausnummer muß jeder selbst wissen, so ungefähr wenigstens, ich habe J gefragt, sie sagte, sie wüßte sie auch nicht. Jetzt Yoko Ono: Calling from the album The Sun is down. Soll sich nicht so anstellen. This lucky old sun.
Hat Alleine Irren Ferien?
Fahren Sie in Urlaub?
last song: Like a Team – The Lonely Sea (Beach Boys Cover) her voice!!!
Am 24. Juli 2009 um 12:32 Uhr
viele möbelhäuser kaufen ganze paletten von büchern mit covern auf, die farblich zu im schauraum befindliche schauraummöbel passen. bei who’s perfect ist das buchmöbel zur zeit ein buch mit dem titel PARANOIA, es begnet einem in büro, schlaf und wohnzimmer. die buchstaben verteilen sich schwarz in zweisilbern über das weiße cover P A / R A / N O / I A. es ist ein buch von dessen autor jonathan franzen schreibt, dass er mit sicherer hand die unsicherheiten unserer zeit einfinge. bei möbel höffner hat man dann die buchmitbringsel der kunden und mitarbeiter verleimt. erst war es echtes buch, dann wurde es attrappe. gleich für möbelhäuser produzieren. titelvorschläge: aufbau, stauraum, barhocker.
Am 24. Juli 2009 um 12:50 Uhr
Daß der Heubach eine solche Phrase drischt, als sei die von ihm selbst, was es ja auch nicht besser sondern angeblich allenfalls besser gemeint machte, läßt in mir den Verdacht keimen, daß „Der Heubach“ schon vor 20 Jahren ein Mythos war, der darin bestand, daß er sich aus einem Springquell der Weisheit speise. Das Gegenteil von „gut“ ist doch schlicht „schlecht“, und ich habe mich immer gefragt, was denn diese Sentenz von gut und gutgemeint bedeuten könnte und bin auf die Binsenwahrheit gestoßen, daß man als Gegenteil von „gut gemacht“ etwas wie „nur gut gemeint (aber schlecht ausgeführt- also schlecht gemacht)“ annehmen könnte, was aber irgendwie kein richtiges Bonmot werden will. No. – Ahahaha.
(stelle mir grade den Reichspietsch und seine Reischsunterpietschen mit Ihren Reitpeistschen vor – ein Berliner Phänomen)
Am 24. Juli 2009 um 13:06 Uhr
Eine andere Phrase vom Heubach, gedroschen, als sei sie von ihm selbst, die ich sehr bejahe, lautet
daß jede/r das bißchen, was er tun kann, egal an welchem Ort, auch wirklich tut. – Mehr ist nicht verlangt.
[Es aber auch wirklich tut.]
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(gut gegen gut gemeint zielt, wenn ich es richtig verstehe, auf die zu unterlassende Indienstnahme von Kunst [für äußerliche Zwecke]. Man kann ja trotzdem gut gemeinte Projekte machen.)
Am 24. Juli 2009 um 13:08 Uhr
Beim Höffner hatten sie mir dann verboten, die Buchattrappen zu fotografieren. Warum sagten sie nicht.
Am 24. Juli 2009 um 13:33 Uhr
und bei der google-Suche nach „Friedrich W. Heubach“ stoße ich gerade auf einen guten, nicht schlechten Text.
Am 24. Juli 2009 um 14:10 Uhr
buchattrappenablichtungsverbot wird wort des jahres 2009. ich bekomme dafür ein systemregal, das automatisch und ohne zu schrauben dahin passt, wo es hin soll, hoffe ich. ich würde es mit dir teilen.
gut gemeint ist eigentlich sowas wie empathielose zuwendung, dachte ich immer, also die zuwendung hätte man schon gern, aber eben nicht so und manchmal lieber von anderen, vielleicht.
Am 24. Juli 2009 um 14:25 Uhr
Gut gemeint ist autoritär und eitel, weil der, der gut meint ja so tut, als wüßte er, was gut ist und läßt dem anderen seine Gutheit angedeihen. Elende Notgutheit aufgedrungene. Lob und Gegenliebe erwartende, ja einfordernde! Wir wissen doch, wo uns das hingebracht hat. Mit den neununddreißig Buchattrappen auf dem Weg zur Hölle wollte ich mir meine eigene Klassikerausgabe machen, weiß nur noch nicht, wie sie heißen soll. Ich wünsche euch allen übrigens nur das Schlechteste! Und zwar für alle Zeiten!
Am 24. Juli 2009 um 14:33 Uhr
ja, es kommt immer auf den Zusammenhang drauf an, den ich vielleicht nicht ganz erfaßt habe. „Ich habs doch nur gut gemeint.“ meint z.B. vielleicht gar nicht mal empathielose Zuwendung sondern sowas wie unerwünschte Wohltaten. Empathielose Zuwendungen in Gestalt von bedingungslosen Zahlungen wären mir dagegen hochwillkommen.
Am 24. Juli 2009 um 14:40 Uhr
genauso wie systemische Regale. Ich muß zum Interim-Atelier endlich was machen. Die Kunst zu äußeren Zwecken mißbrauchen. Gestern mußte ich jemanden treffen und dachte: wenn die weg ist, kannste dich ja wieder hinlegen. Davon wurde die Laune dann ganz gut und das vorher sehr gefürchtete Gespräch im Grunde heiter durch die schöne Aussicht auf das Danach.
Am 24. Juli 2009 um 14:51 Uhr
gut gemüllt, möwe! ich wollt doch nur ein nestfest.
unerwünschte wohltaten, ja, das beschreibt es sehr genau.
Am 24. Juli 2009 um 14:53 Uhr
DDU, kennst du den Mann vom Superbahnhof?
Am 24. Juli 2009 um 15:20 Uhr
nee, erzähl mal!
Am 24. Juli 2009 um 23:17 Uhr
ich kenn ihn doch auch nicht. [ich dachte du, weil ihr so vertraut miteinander umgeht hier. Ich weiß nur, daß er auch im Wedding wohnt, den ich gestern wieder sehr verflucht habe]
Kollege hat mir den schönen neuen Weg am Ufer entlang gezeigt, Scharnhorst, Nordufer, Leuchten, Brausen. Ins Unwetter gekommen, aber richtig, aber voll, voll schön, und dann zur Bude am Plötzensee, völlig naß, kühl, heiße Badewanne, jetzt weiter und hier! endlich!
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
das Semester neigt sich dem Ende und abgesehen von den letzten Arbeiten zur Jahresausstellung denken wir auch schon wieder daran wie es weitergehen kann.
Nach längerer Vorbereitung startet im kommenden Wintersemester unser Interdisziplinäres Projekt mit der Universität der Bundeswehr München.
Am 28. Juli 2009 um 01:31 Uhr
Ich möchte nur kurz hinzufügen, daß auch ich saufroh bin, daß Du heil aus dem Tunnel entflohen bist, und zudem bin ich begeistert von der drastischen Schilderung! Ich habe es mehrmals begeistert gelesen, und les es jetzt nochmal, so gut gefällt es mir! xx Claude
Am 28. Juli 2009 um 11:07 Uhr
Lieber Claude,
deine Worte wärmen mich. vielleicht war es gar nicht so gefährlich. Die Huperei war das Schlimmste. Ich konnte doch nichts dafür.
Im Radio rufen Leute an, die über sehr starke Luftnot klagen. Das Wort „Gefäß“ versetzt mich in unangenehme Stimmung, Vorhof, Hauptkammer, Insuffizienz, Undichtigkeit der Klappe, Dienstag vormittag nicht Deutschlandfunk hören.
Stimmung hellt sich auf bei Morbus Bechterew.
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Manchmal gibt es da auch Übertragung von Live-Operationen. sirr sirr trennt der Trennjäger den Oberschenkelknochen durch, reißt der Arzt das Kugelgelenk aus der ausgefransten Hüftpfanne und ersetzt es mit Titan.
Ich kann nicht aufhören.
Stufenweise Aufarbeitung des Markraumes des Oberschenkelknochens mit Formfräsen bis eine maximale press-fit- Verankerung erreicht ist. Probereposition und Kontrolle der Gelenkfunktion und Stabilität mit verschiedenen Probeköpfen bei gleichzeitiger Überprüfung der Beinlänge.
Definitives Einschlagen des Hüftstieles und Aufstecken des ausgemessenen Kopfes aus Keramik oder Metall auf den Konus des Schaftes
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das lese ich ganz gerne, wie Arno Widmann seine Mutter besucht, man hat Angst, es geht schief (textlich), findet es heikel aber irgendwie gut gelöst und denkt, das soll es unbedingt geben. So ungefähr.
Am 28. Juli 2009 um 13:50 Uhr
Der kleine Disput mit Ariane über Merlin (s Arbeit) war gestern ganz interessant, gehaltvoll, aber kriege ich es noch zusammen, oder Du?
Sollte ich nicht aufstehen?
ja, gleich