Irminsul
Im A-Raum geschlafen, Kali angefangen, gabs für 2 Euro bei Mohr, kanns nicht lesen, Knast-Kerzen angezündet, 30 Minuten gebastelt, 30 Minuten rituelle Praxis, 30 Minuten Arme ritzen. Aldi-Prospekt Kleinkinderkleidung und Halloween-Artikel studiert und mehrere Dinge angekreuzt. Beim Anblick der Kinderschuhe wurde mir flau, spontane Visionen von häuslicher Gewalt und Verkehrsunfällen, in die Kinder mit Schuhgröße 27 verwickelt sind.
Die Aldi-Mutter kommt mit dem 80 Meter weit weggeflogenen Aldi-Schuh ihres Sohnes in der Hand die Straße herunter.
Safranski aus allen Rohren. Safranski mit seinem Schäferhund beim Abendessen, Safranski beim Krabben pulen, Safranski schlafend in der Laube, Safranski mit seinem ewigen Novalis-Zitat. Man muß die Welt einräuchern und den Rauch verweltlichen und dann der Welt als geistiges Volksgold zurückverkoofen. Es gibt auch noch die Möglichkeit: dies ist gar nicht die Wirklichkeit. – Krass.
Im Radiogespräch schwatzt der eigentlich nette Safranski schon ganz schön unangenehm auswendig gelernt daher, wie der Wildledermantelmann. Ewig im Flusse fließen die Fluten, labert er diesen Anpasserunsinn. Eberhard Rathgeb fand ich ganz gut mit seiner Einschätzung, was denn der Safranskei für einer sei und was er zu leisten vermag. Sinngemäß, daß er zwar die Dinge bis zu einem gewissen Grad plakativ macht, aber dabei nicht unzulässig verformt und dazudichtet, sondern selbst seinem Gegenstand untergeordnet bleibt und sich ihm verpflichtet fühlt, so daß man recht gerne mitgeht und Vertrauen schenkt. Ungefähr.
Mit der Safranski-Liebe ist es allerdings schnell dahin, wenn man sich selber ein bißchen auszukennen glaubt. Ja, das stimmt. So fand ich das Heidegger-Buch „gut“ weil ich mich mit Heideggers Werk nicht so gut auskenne, das Nietzsche-Buch „nicht so gut“, weil ich Nietzsche mehr gelesen hatte. Aber, Freunde, machen wir uns nichts vor: Auf dem Weg von Esoterik zu Exoterik bleibt restlos alles auf der Strecke. Vielleicht kann das exoterische Sprechen nicht mehr als einladen, selbst ins schwer schwankende Haus der Esoterik einzutreten und darin natürlich alsbald unterzugehen. Vielleicht reicht das ja. – „Muß reichen!,“ ruft Frau R. aus der Tiefe. – „Ist gerettet? Ist gerichtet? Kommt erst in einer Stunde?“ – „Nein, gegangen!“
Was da alles gleichzeitig nebeneinander, ineinander war und versucht wurde um 1800, Deep Play, bzw. das, was davon überliefert ist, bzw. das, was ich kenne, wenig, flutscht einem umso mehr weg, je weiter man reinkommt. Aber nur da oder in der Weise scheint es auch richtig, der Umgang angemessen. Wo absolute Haltlosigkeit, haltlose Spekulation, nur Geflacker herrscht, alles gleichzeitig in einen hineinfährt aus allen Richtungen, ALLES TRIFFT, ALLES TUT WEH.
Wie war das, wenn man drin ist, kann man nichts darstellen, wenn man draußen ist, kann man nichts erfahren? Dem Rechnung tragen hieße was?
Schweigen oder Galimathias, Kauderwelsch, rheinischer Sing-Sang um 6 Uhr früh. Stell dich nit esu ahn. Was kann denn schon passieren? leg dich schonmal hin, Mädchen, ich komm gleich.
Ich spreche von meiner Erfahrung im Umgang mit Texten aus dieser Zeit, die ca. 5 – 15 Jahre zurückliegt und ich habe nicht den geringsten Anlaß, ihr JETZT zu trauen und hörte kaum einen Literatur- oder Philosophie-Dozenten, der nicht von der Frühromantik schwärmt; der hüftsteifste Nerd wie der eitelste Kackvogel im engen Rolli beanspruchen diese wunderbare, an Geist so reiche, verwirrende, so sprühende, glühende Zeit für sich. – Phantastisch.
Lieblingsessen: Croque Monsieur und Croque Madame
Lieblingsepoche: Frühromantik
Lieblingsfarbe: blau
Wie möchten Sie leben: gefährlich / gar nicht (x) / im Jenseits
Die Nachtwachen des Bonaventura und ich muß ein bißchen aufpassen, denn ich habe in das Safranski-Buch nicht reingesehen und schwatz mich hier um Kopf und Kragen. Sowieso.
Der Mond ist schon wieder voll. Voll hängengeblieben auf sich selbst, irgendwann, ich weiß nicht, wann das passiert ist. Hart. Traurig. Schade.
Habe mehrere Übungen erfunden, Hybris auszutreiben (erschienen bei Gräfe und Unzer, 9.80,-), sie sind allesamt sehr schmerzhaft, helfen dafür auch nicht, bzw. schwer zu beurteilen. Es wird oft geweint, aber wahrscheinlich zu kurz oder die Technik ist nicht gut. Die Augenbälle werden erst sehr heiß dann steigen Tränen auf, die leider rasch verdunsten. Selten, daß es eine mal bis zum Kinn schafft. Und draußen geht, ich lüge nicht, schon wieder Christopher Williams vorbei! Diesmal in Begleitung von Gisela Capitain.
Die Blätter der Kastanie sind rostig und krank und zum guten Teil schon abgefallen, das ging doch etwas – abrupt. Aber so kommt auch mehr Licht rein. Der elektronische Schlüssel ist durch das Malheur mit dem Lack kaputtgegangen und schließt nur noch die mechanische Tür oben auf, in das gut gesicherte Haus selbst komme ich ohne fremde Hilfe nicht hinein.
Köln meldet schweren Dauerregen und schwache Nerven
Donnerstag, 27. September 2007, 21:30 – 22:30, Café Bar Westpol, Köln
Monika Rinck „Ah, das Love-Ding!“
Freitag, 28. September 2007: Bauer Eichwald und die Schweine. Elektra
feat. Mücki Hühnerpuff, one Minute Ponyhofhotelothello (c) gehte Innenstadt, Sick Muddi
Foto: Parkplätze heilpädagogischer Wohngruppen auf dem Gelände des Coenaculum Michaelshoven