Unsere Zeit
Unsere Zeit war schön, Bernd.
Bericht folgt.
Ich muß jetzt leider nach Kassel fahren, scheiße keine Lust. Es ist so kalt und ich muß in einem von diesen Dekooning-Zelten schlafen, warum, ich weiß nicht.
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5.9. 16:31 es ist so Schön hier. In der feuchten Fulda geschlafen in Bundeswehrbetten (oben) mit lauter langhaarigen 20jährigen aus Ausstralien, sie schliefen alle unten und waren sehr rücksichtsvoll, dann Geld und Papiere verloren auf der Theke nach dem Kaffeee bezahlen heute morgen, die Kameradschaft hat sie wiederbeschafft bevor ich sie vermissen konnte!
Ein herrlicher Tag zum Land vermessen, ganz ehrlich. Karlsaue englisch Barock-Renaissance-No-Wave-Park, seamless, Martha Rosler, Harun Farocki, Zoe Leonard, Kurt Krömer, gLORIA Filmtheater: schwarzer film (1971): Man soll aus allem, auch aus sich selbst, Scheiße machen, man soll aus sich selbst Scheiße machen, wörtlich, so der Filmemacher aus Jugoslawien. Im nassen Bett der Fulda röcheln die Mädchen, hier könnter schreien, hier hört euch keiner. So viele Sterne am Himmel und Bootshäuser.
Ich mußte laut ins Kissen lachen weil mir unter den klammen kalten Bundeswehrdecken im zugigen Zelt plötzlich glasklar aufging: Wie lange man doch im Leben denkt, nicht gemeint zu sein, oder noch nicht gemeint zu sein. Ewig. Daß das aber anscheinend, hahaha, quasi nahtlos übergeht in das Gefühl, nun nicht mehr gemeint zu sein. Darüber mußte ich so lachen. Warum, keiner weiß es. Rührende Tragik meiner Dummheit, Lemmy-Humor, Katharsis, die einen bis hinter die Stoa katapultiert (diese Dokumenta ist für jüngere Leute, dachte ich wohl. Es ist meine erste documenta, aber die nächsten 10, 15 werde ich mir ansehen, glaub ich. Ich hätte auch gerne so eine Kinderführung mitgemacht.)
Ich muß aufhören hier warten (ca 14jährige) Journalisten, die wollen auch mal
Im Grunde ist die Kunst b hier nicht so wichtig und ist angenehm entwertet, weiß allerdings nicht, ob das Absicht ist, — egal.
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23:30
Extrem gute Laune den ganzen Tag, genau, vielleicht einfach nahtlos übergehen in das Fach der schamlosen, verrückten Alten. befeuert von diesem Kasselterritorium, eine wirklich gute Erfindung. Ich empfehle es jedem noch hinzufahren, am besten unabgelenkt allein und viel Zeit und dann doch nicht alles ansehen, sondern im Park rumlaufen, rumliegen, Kopf nach unten am Hang. Oder auch beim Harvey Keitel schön wegpennen, gutgelaunte Penner, die beim Siekmann-Karussell lagern, auch ne Reise wert. Die Leute ansehen und hören, was sie sagen, jetzt aber schreibt Matumba, ARD einschalten, Honecker BRD Besuch 1987, strange, unvergessen, mein lieber Franz Josef Strauß, bis später, bis morgen.
Am 6. September 2007 um 21:20 Uhr
Mist dass Du nicht an der Stillgruppe teilnehmen konntest, die dann an dem Ort über Kunst diskutieren will, wo das Leben beginnt. Da hätte ich auch gern einen Bericht drüber gelesen.