Kölner Lichter 2007
Es war ein ganzes Jahr vergangen und die Vorbereitungen für das Großfeuerwerk „Kölner Lichter“ liefen im Rheinpark auf Hochtouren. Sippschaften mit Handkarren bepackt mit allem, was man braucht, Fressalien, Bier, die Frauen trinken gerne Sekt. Überall stieg Rauch auf, Fleisch wurde gebraten. Unterhalb der Mauer nah am Wasser 2, die wahrscheinlich so oft es geht im Freien leben, Ganzkörpertätowierte fast nackt, dünne kiffende Landleguane mit bester Laune angesichts des Wetters und des Unterhaltungsprogramms. Die Normalbevölkerung stellte mich bis vor kurzem noch vor kein besonderes Problem, aber das hatte sich irgendwie geändert. Das war reinste deutsche Kölner Gegenwart, eigentlich an sich ungefährlich, bis jetzt. Ich konnte nichtmal entscheiden, ob wie vor 20 Jahren oder wie vielleicht in 20 Jahren. Es war jedenfalls jetzt, ja?
Ich nehme es an, ich weiß es nicht.
Die Cover-Band Living Planet spielte z.B. „Simply the Best“, „Jump“ usw. ganz schlimm gesungen von Rockröhren und die Horden 20jähriger sangen begeistert mit. Hab ich so noch nicht erlebt und nicht begriffen, was da bedient wird. Das war ja nichtmal deren Kindermusik, da waren sie ja noch gar nicht hier oder wie. Was fanden sie darin?
Ich fuhr weiter rechtsrheinisch hoch nach Leverkusen, so schnell ich konnte. Mehrmals sprang die Kette ab. Das Feuerwerkschiff fuhr vorbei und Rollstuhlfahrer, die jedes Jahr zu den Kölner Lichtern kommen. Eigentlich sonst mit dem Wohnmobil unter der Bastei parken, aber dieses Jahr einen Pflegehund hatten, bei dem sie nicht wußten, wie er auf den Lärm reagiert, deswegen wollten sie nicht so nah ran. Die erklärten mir ganz genau den Ablauf der Veranstaltung, Vorfeuerwerke in anderen Gegenden, Vollsperrung des Rheins, Sponsoren usw. Ich hatte angehalten, um das Feuerwerkschiff zu fotografieren, während der Pflegehund, ein beiger Pudelmischling, auf mich zukam und anfing mich intensiv am Bein zu lecken. Das war kein sehr schönes Gefühl, im Gegenteil, ich log aber und sagte, der Hund sei süß.
So kam man ins Gespräch.
Ich habe nicht gewußt, wie schön Leverkusen ist. Sehr gepflegt war hier die Zeit stehengeblieben, gefühltes 1985. Grufties im Stadtbild die vor der Gemeindebücherei rumhängen, 70er Architektur, wie gesagt, gar nicht abgewrackt, sondern absolut in Schuß gehalten wahrscheinlich alles von der Firma Bayer selbst. Chemiepark, Ruhe, sogar ein „Bayer-Kaufhaus“ und eine Ordnung, die ich noch verstehe. Eine Ordnung, die ich regelrecht verehre.
Ich möchte da hinziehen und mich da konservieren, einbalsamieren lassen mit diesen hervorragenden Chemikalien. Damit wäre wahrscheinlich allen geholfen.
1930 werden die Gemeinden Bürrig, Rheindorf, Schlebusch, Steinbüchel und Wiesdorf vereinigt und daraus die Stadt Leverkusen geformt. Namensgeber: Carl Leverkus, dessen Alizarin-Rot-Fabrik (1891) und die Ultramarin-Fabrik (1917) von der Firma Bayer aufgekauft worden waren.
Und wer ist einer der 110 Urenkel von Carl Leverkus? — Das wußte ich bis jetzt eben auch noch nicht.
Auf der anderen Rhein-Seite Ford-Werke, bis hinter Feldkassel verfahren, falsche Richtung. 60, 70 km Fahrrad, gut fertig. Von den Kölner Lichtern hab ich dann nichts gesehen, nur tüchtig knallen gehört. Reicht ja auch.
Nächste Termine
12. Juli 2008
11. Juli 2009
17. Juli 2010
live in Berlin 1980
Blood Pressure, Destoria, Cerebral Aneurysm, Catheder Depletion, Humoral Response, Zyklon B Zombie, Speed. Lyrics von 1975, sagen sie. Kommt gut bei der Hitze in geschlossenen Räumen mit wenig Sauerstoff, nicht zu leise und einem, der einen leicht von hinten würgt und ab und zu mit der Schaufel ordentlich einen verplättet. Au! danke Herrin.