Wagnis der Fiktion

In den letzten Tagen habe ich auf unangenehmste Weise Bekanntschaft mit den Grenzen meiner geistigen Vermögen machen müssen und wäre ehrlich gesagt gern mit dem Fahrrad auf den Grund des Rheins gefahren.

Ich-will-nicht-mehr war sehr mächtig, auch als Satz, eigentlich ein belustigender, ein netter Satz. Ich sprach und rief und dachte den Satz tagelang und versuchte mich milde anzusehen, daß etwas Milde begleite meine bekloppte Raserei.

Bereit es ernstzunehmen und durchzudenken, was das denn hieße, wirklich Aufhören, natürlich nicht aber tot sein und auch nicht die gespielte bürgerliche Kapitulation, die Kapitulation der Adeligen erst, echt süß, und das alles absagen von Leuten, die in Wahrheit doch praktisch alles mitmachen, andere, die verpeilt und verpennt tun und die größten Checker sind, Kapitulation von Leuten, die überhaupt nie gekämpft haben, außer in die eigene Tasche rein, bei denen es keinen Einsatz gibt, die immer einzig sich selber meinen, nichts können außer andere in Schach halten, bestens versorgt sind dabei usw. usw., — das ist natürlich ein lustiges Wagnis! sich damit noch vom letzten Bißchen zu entheben!
Aber auch da müßte ich genauer nachdenken und besser hinschreiben. Oder auch sagen: was soll ´s! Ich häng nicht dran. Laß fahren. Fuck it all.

Bester Beitrag bis jetzt jedenfalls zur neuen Platte und Komplex Scheitern als Kultur Lowtzow-Interview gestern in der taz. Und natürlich habe ich vergessen zu sagen: diese Platte ist ja wahnsinnig gut, bzw. 3 oder 4 Lieder. Ich habe hier sträflich entgegen meiner sonstigen Praxis mich ablenken lassen von Artikeln, Managementgeschrei usw. und das eigentliche Produkt erst sehr viel später in Ruhe ,

das war falsch

aber nachvollziehbar
textlich ist es wirklich schwierig. So oft wie manche Zeilen so stimmen, reinhauen sind andere einfachst abgeschrieben, bzw. gar nicht wahr bzw. sogar richtig daneben, zumindest leer, wenn man es sich genau besieht

An Handke kam ich wahrscheinlich durch den kleinen Einspieler auf 3SAT beim Bachmannpreis, da hat er so nett gelacht und nette Armbewegungen gemacht als junger Mann und als älterer Mann gesagt, – ja, was? das hat mir anscheinend so gut gefallen, daß ich es sofort vergessen habe! Es hat sich einfach in mich reingesenkt und war weg. Aber ich glaube so was wie: er denke immer, seine Person hätte sich komplett verändert seit damals (Mitte 60er), aber wenn er was lese aus der Zeit, denke er, das ist alles immer noch haargenau so. Und ob das traurig wäre oder das Gegenteil von traurig, fragte der Interviewer? das weiß ich aber schon überhaupt gar nicht mehr. Dann traf ich auf das Handke Interview in der Zeit von letztem Jahr, Februar. – Ah so, da kommt das Licht her. Lichtadern einziehen.

„Wenn man dann in Sicherheit ist, die Schwelle überschritten hat zur Wärme, wird es ein Vergnügen gewesen sein, um im Futurum exaktum zu sprechen. Jedes Mal wenn man sich aus einer brenzligen Situation befreit, wenn man denkt, es geht nicht weiter, wenn man total minimalisiert ist als Mensch und dann über die Schwelle kommt, merkt man plötzlich, was Leben ist. Diese Übergänge sind das Fruchtbarste überhaupt. Das schöne Problem der Schwelle beschäftigt mich seit über 30 Jahren, und es hilft mir immer noch weiter. Es schubst mich weiter. Schon für mich als Schüler war das Lernen ein Vergnügen, das Betrachten, Schauen, Übergehen in das Gesehene. Nein, es ist nicht Vergnügen, es ist Freude. Manchmal ist es das Einswerden mit den Formen. Man empfindet nicht mehr, dass man der Gefangene der Historie ist. Man sieht die andere Geschichte, die mich seit je beschäftigt hat.“

„Es gibt nichts Schöneres, als, wie Hesse gesagt hat, das Wagnis der Fiktion einzugehen. Wenn das Schiff der Fiktion parallel zur Realität fährt — das ist für mich ein universelles Erlebnis.“ Ja. Stimmt genau. Für mich auch. Bombig.

Wenn man nach „Wagnis der Fiktion“ sucht, erhält man 8 Treffer, von denen sich 5 oder so auf Broodthaers beziehen. Da habe ich mich wirklich gefreut, über diesen Anker.

Das mit der Fiktion schien ja eine ganz abgefahrene Kiste zu sein, dachte Mitzi, noch ganz benommen und zittrig. So wirklich begriffen hatte sie es immer noch nicht, Stoff schien es doch überall genug zu geben, nein?

Sie schämte sich, und nicht zu knapp, daß sie so dumm gewesen war, ging zurück an ihre Arbeit und wollte jetzt nur noch viel dümmer werden.

5.7.07

Jetzt zum Schaufler in den Fuck Your World / New Amerika Raum, Lichtstraße 50. Vielleicht weiß der was Besseres.

Matthias macht einen sehr sehr guten Eindruck.

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– Sie wurden als Michaela Danovska geboren. Heute heißen Sie Oda Jaune. Warum?

– Warum wohl?

Eine Reaktion zu “Wagnis der Fiktion”

  1. admin

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