Rudi Carrell

„(…) der Unterhalter der Republik, der 1979 der damals größten europäischen Handelsgruppe „Edeka“ in Werbespots ein Umsatzplus von 3,5 Prozent bescherte: Carrell im weißen Kaufmannskittel, der merkantile Bruder des medizinischen Halbgotts in Weiß, freundlich, kompetent, gewinn- und genußfreundlich — kein Soziologe und kein Psychologe hätte sich eine sprechendere Allegorie der damaligen Republik ausdenken können.“
(Bartezko heute in der FAZ)

genau beschrieben, so meine ich. Ich erinnere mich an die Werbung und an diese Welt, als sei es heute. Und ich erinnere mich als sei es heute, wie gut ich mich im ewig schmunzelnden Carrell-Supermarkt aufgehoben fühlte.
Ein Markt, in dem alles super war. Wie sicher ich mir war, daß es ewig so weitergehen würde mit der freundlich feixenden Kinderwitzwelt. Nie an morgen denken. Wie dumm ich war bzw. bin. (Ich glaube fast, in mir drin existiert diese Welt weiter, nur außen dran klebt eine andere, unangenehmere.)

Aber um den Carrell selbst zunächst keine Träne geweint, an sich, bis ich dann die helle Todesstimme vernahm mit der er sich für den Preis für sein Lebenswerk bedankte. – Weißt du? – Das war krass und eigentlich gut gelöst. Krass aber vor allem die doofen Fressen der Kollegen, die immer nur sich meinen, wenn die Kamera auf sie drauf gehalten wird. Da steht da vorne ein halbtotes krächzendes, schrecklichst gezeichnetes Krebs-Männchen und ihnen fällt nichts Besseres ein, als ihre Fresse möglichst vorteilhaft zu recken. Verkommenes Pack.

Haben Sie schon an Ihre Beerdigung gedacht?
“Ich habe zu meinen Kindern gesagt, dass ich keine öffentliche Beerdigung will. Aus Angst vor den Jacob Sisters! Mit ihren komischen Pudeln zerstören sie doch jede Atmosphäre. Die sind auch bei Moshammer aufgetaucht! Deshalb: keine öffentliche Beerdigung aus Angst vor den Jacob Sisters. Das können Sie ruhig schreiben.“

Quelle: SZ-Magazin

3 Reaktionen zu “Rudi Carrell”

  1. Tassilo Quint

    Hätten Sie´s gewußt? EDEKA 1898 gegründet als „Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin“ (kurz: E.d.K.)

  2. schwarzer punkt

    ja, vor der wende da haben wir drüben immer westfernsehen geschaut, mitunter auch folgendes:
    http://www.staff.uni-oldenburg.de/richard.kaupass/videos/RCSIntro.mpg

  3. admin

    Wende? Auf dieser Internet-Seite wird es „Anschluß“ genannt. Mit „Wende“ aber meinen wir ewig Gestrigen: BRD 1982, Helmut Kohl kommt an die Macht. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich nicht langsam der einzige bin, der das so ver-wende-t. hahaha! – Für „Laß dich überraschen“ hatte ich nicht soviel Sinn, wie für „Am laufenden Band“, aber was solls

    „Systemzeit“ hab ich letztens mal wieder gelesen, bei Benn glaube ich, da weiß heute auch fast keiner mehr, was es nochmal war. Und die Aster, die er dem Toten in den Brustkorb steckte und zunähte, nicht schlecht, „trink dich satt kleine Aster“ oder so, — cool

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